Freitag, 09. Dezember 2016 | Spanien – Andalusien, San José | Petra
CHARMANTES VALENCIA
DIE SCHÖNE STADT AM MEER
Verwöhnt von der tollen Zeit, die wir gemeinsam mit Uli in Barcelona hatten, brechen wir auf nach Valencia. Wir kennen die Stadt nicht und haben keinerlei Vorstellungen davon, was uns erwartet. Wir sind neugierig auf die Stadt mit ihren etwa 790.000 Einwohnern.
Der Regen, der seit Tagen auf die Küste Spaniens niederprasselt, ist zuverlässig da, als wir mit unserer ersten Besichtigung starten. Aber schon am nächsten Tag verschwinden die Wolken und der Himmel schenkt uns herrliches Wetter. Na, wer sagt’s denn.

In der Innenstadt fallen uns sofort die schönen, gepflegten Stadthäuser ins Auge. Sie lassen die glanzvollen Vergangenheit Valencias als bedeutendes Handels- und Finanzzentrum erahnen.
Der Mercado de Colón, eine ehemalige Markthalle im Zentrum, lädt heute mit seinen Cafés, Bars und Restaurants zum Verweilen ein. Die Altstadt und auch das moderne Valencia versprühen einen gemütlichen Charme, wirken lebendig und sympathisch. Neugierig streifen wir von einer Straße in die nächste. Wir haben viel Spaß daran, diese schicke Metropole kennenzulernen.
Im Palast des Marquis de Dos Aguas tauchen wir ab in die Vergangenheit des 18. Jahrhunderts. Andächtig schreiten wir durch die prachtvollen Räume vorbei an aufwändigen Wandverkleidungen und üppigem Mobiliar. Lebhaft können wir uns vorstellen wie hier damals die Damen und Herren der feinen Gesellschaft in ihren ausladenden Gewändern verweilten. Das Museo Nacional de Cerámica y de las Arges Suntuarias “González Martí“ ist heute hier untergebracht und zeigt eine umfangreiche Sammlung historischer Keramiken sowie zeitgenössische Keramiken moderner Künstler.
Die Cuidad de las Arges y las Ciencias (Stadt der Künste und der Wissenschaften) der Architekten Santiago Calatrava und Félix Candela ist das Wahrzeichen des modernen Valencias. Sie beherbergt unter anderem ein Wissenschaftsmuseum, ein Planetarium, die Oper und das größte Aquarium Europas. Viele Jahre war das trockengelegte Flussbett des Turia ein ärgerlicher Schandfleck in der Stadt bis Ende der Neunziger Jahre das Flussbett in diesen ansehnlichen Park- und Architekturkomplex verwandelt wurde. Heute flanieren hier Einheimische und Touristen umgeben von tollkühner Architektur und grünen Parkanlagen.
WO IST NÚRIA
Es gibt aber noch eine weitere Besonderheit, die wir in Valencia unbedingt entdecken wollen. Meine Freundin Núria.
Es ist schon ein paar Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben, meistens zur Spielwarenmesse in Nürnberg. Meine Mail, die ich kurz vorher an sie gesendet habe, bleibt zunächst unbeantwortet. Eine aktuelle Telefonnummer habe ich nicht. Ich weiß, dass sie einen Laden mit Flexa Kindermöbel in Valencia betreibt. Als wir zufällig an ihm vorbeikommen, ist gerade Siesta. Beim zweiten Anlauf nach der Mittagspause, die in Spanien bis 16 Uhr dauert, steht ein Mann im Verkaufsraum, der definitiv nicht Núria ist. Ob wir ihn fragen sollen?
Als es schon dunkel wird und wir zum Mercado de Colón schlendern, kommen wir an einem zweiten Laden mit Flexa Kindermöbeln vorbei und – es gibt keine Zufälle – da ist sie. Núria! Sie guckt ganz ungläubig als Win und ich mit einem schwungvollen „¡Hola!“ den Laden betreten. Die Überraschung ist gelungen und wir freuen uns über unser Wiedersehen.
Wir sind überglücklich, dass Núria sich trotz ihrer vielen Arbeit die Zeit nimmt, um mit ihrem Mann José und uns am nächsten Abend Essen zu gehen. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die uns Núria und José schenken, sind einfach umwerfend.
¡Muchas gracias!
DER REGEN TREIBT UNS WEITER
Am nächsten Tag legen wir eine Pause ein und bleiben faul zu Hause. Es regnet und regnet. Für die Gegend völlig untypisch, wie uns Núria versichert.
Wir werfen noch einen Blick auf die Reisfelder von El Palmar, wo seit eh und je der Reis für Paella angebaut wird und beschließen, morgen weiter südlich zu fahren. In Benidorm legen wir einen Stopp ein, um meinen Schwager zu besuchen, der den Großteil des Jahres im benachbarten La Nucia wohnt. Von ihm erfahren wir auch, was den Reiz von Benidorm ausmacht: „Hier ist wenigstens auch im Winter etwas los, während an den meisten anderen Orten der Costa Blanca alles geschlossen ist. Da findest Du dann keinen Menschen mehr.“
In der Tat, in Benidorm ist wirklich was los. Das können wir bestätigen. Viele Engländer und Deutsche fliehen vor dem Winter im Norden hierher und verbringen in Benidorm oft mehrere Monate. Unzählige Hoteltürme, Shops, Pubs und Karaoke-Bars, Tapas-Bars und Cafés warten auf Gäste. Und es ist ausgerechnet in Benidorm, wo wir in einem wunderschönen Restaurant, in behaglicher Atmosphäre mit perfektem Service zu einem überaus günstigen Preis köstliche Indische Küche kredenzt bekommen. Das versöhnt uns ein wenig mit den massigen Häuserschluchten am Strand.
Vor sechzig Jahren war Benidorm ein Fischerdorf, das in kürzester Zeit von seinem visionären Bürgermeister zu einer Bettenburg für Millionen von Urlaubern gemacht wurde. Im Sommer drängen sich die Sonnenhungrigen am Strand wie Ölsardinen in der Dose. Von dem einstigen Fischerdorf ist nichts mehr geblieben, außer Geschichten und nostalgische Fotos.

DIE LAUNE SINKT
Wir lassen Benidorm hinter uns und fahren an Alicante einfach vorbei. Es regnet immer noch oder schon wieder und mein Frust nimmt weiter zu. Ich will doch Sonne und schöne Landschaft, kann es aber nicht finden.
Win will obendrein unbedingt in die Gegend von Almeria fahren, wo in den letzten Jahrzehnten gigantische landwirtschaftliche Flächen künstlich angelegt wurden, obwohl die Gegend alles andere als fruchtbare Böden hat. Der Großteil des Gemüses für den deutschen Markt kommt von dort, gezüchtet in künstlichen „Grünzeugfabriken“ unter weißen Plastikfolien. Sogar vom Satelliten aus sind die weißen Flächen deutlich zu sehen. Das will sich Win mal in Natura ansehen.
Meiner sinkenden Laune ist die Aussicht auf endlose Treibhäuser in langweiliger Landschaft nicht gerade zuträglich. Auf der Fahrt nach San José bestätigen sich meine Befürchtungen.
Hier ist es nicht schön…

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