Montag, 13. November 2016 | Frankreich – Region Languedoc-Roussillon, Argelès-sur-Mer | Petra
RENDEZ-VOUS AN DER CÔTE D’AZUR
WUNDERSCHÖNES SÜDFRANKREICH
Die Temperaturen sinken und unser Bedürfnis nach Wärme steigt. Wir wollen weiter südlich ziehen. Unser Plan ist es, möglichst zügig bis nach Spanien zu kommen, in der Hoffnung auf ein paar Grad mehr auf dem Thermometer.
Von San Remo fahren wir also morgens los in das benachbarte Frankreich bis in die Nähe von Antibes. Dort beziehen wir unseren Standort am Parc de Vaugrenier. Bequem mit Linienbus und Bahn klappern wir innerhalb der nächsten Tage die Hotspots Nizza, Monaco, Antibes und Cannes ab. Saint-Tropez, die Verdonschlucht und die Calanques nehmen wir auch gleich noch mit. In gut zehn Tagen ist das zwar ein strafferes Tempo als bisher, für uns aber durchaus angenehm.
Wir sind also gespannt und sammeln täglich neue Eindrücke.
MONACO – DAS FÜRSTENTUM
Das Fürstentum Monaco erscheint uns irgendwie verbaut und der immer währende Baulärm macht für uns das beliebte Steuerparadies nicht gerade attraktiv. Wir staunen nicht schlecht über die dichte Bebauung der Felsen. Selbst der topmoderne, sehr gepflegte Bahnhof ist unterirdisch in das Felsmassiv eingepasst, 16 (!) Stockwerke tief.
Die Monegassen selbst lieben ihre Stadt und dafür gibt es bestimmt gute Gründe. Uns bleiben sie auf den ersten Blick verborgen.
Nicht verborgen bleibt uns dagegen eine Eskorte von Motorrädern der Polizei und Fahrzeugen des Fürstenhauses als wir am Straßenrand stehen. „Das war doch eben Fürstin Charlène, die da im Fond des Wagens saß?!“ Wieder staunen wir nicht schlecht.
CANNES – DIE FILMFESTSPIELSTADT
Die Filmfestspielstadt Cannes dagegen ist viel weniger mondän als wir dachten, aber umso lebendiger.
Da ist die Markthalle im Zentrum, in der frisches Obst, Gemüse, Fisch und andere Köstlichkeiten in wunderbarer Qualität angeboten werden. Sogar die Pferde der berittenen Stadtpolizei kommen hier vorbei, um sich einen Apfel oder etwas Grünzeug zum Naschen abzuholen. Sie werden herzlich von den Marktbesuchern und Händlern begrüßt. Sehr sympathisch!
Viele gemütliche Cafés und Restaurants teilen sich die kleinen Straßen mit noch mehr hübschen Shops. Bummeln macht hier richtig Spaß. Wie es hier wohl während der Filmfestspiele zugeht, wenn Stars und Sternchen die Szene beherrschen?
GRASSE – DIE PARFÜMSTADT
Mit Grasse, der berühmten Stadt der Düfte und des Parfüms, werden wir nicht so richtig warm. Ob das am kühlen Wetter liegt?
Die Gassen und Plätze der alten Stadt sind wie leergefegt. Der Herbst hat mit den Touristen auch gleich die Außenbestuhlung der Bars und Cafés verschwinden lassen. Die morbide Atmosphäre macht uns nicht gerade an.
Sicherlich zeigt sich die schöne Seite von Grasse im Sommer, wenn Touristen die kleine Altstadt bevölkern. Dann findet das Leben draußen statt. Immerhin wurde uns Grasse mehrfach mit „da-müsst-Ihr-hin“ empfohlen.
Der Place aux Aires in der Altstadt von Grasse


Flower Power das ganze Jahr über
SAINT-PAUL DE VENCE – DIE PERLE
Diesen Ort zu besuchen ist wieder eine Empfehlung unseres lieben Freundes Günter. Mit unserer Enduro tuckern wir die Avenue des Alpes nach oben in den malerischen Künstlerort Saint-Paul de Vence.
Schon der erste Eindruck lässt uns dahinschmelzen. Romantische Gassen, gepflegte Häuser, altes Gemäuer, kleine Lokale und viele, bunte Galerien. Es ist eine wahre Freude, diesen kleinen mittelalterlichen Ort zu erkunden. Kein Wunder, dass sich hier schon vor uns Berühmtheiten wie Yves Montand, Simone Signoret, Romy Schneider oder der Künstler Marc Chagall wohl fühlten.
Skulpturen und Gemälde finden sich an jeder Ecke und wer noch mehr Kunst mag, besucht das Museum La Fondation Maeght. Werke von Chagall bis Miró sind hier für den Kunstbegeisterten versammelt. Saint-Paul de Vence können wir jedem mit „da-müsst-Ihr-uuuunbedingt-hin“ weiterempfehlen.

LE VERDON – DAS NATURPARADIES
Nach so vielen beeindruckenden Städten und Orten bekommen wir richtig Lust auf Natur. Günter, unsere sichere Bank in Sachen gute Reisetipps, schickt uns in die Verdonschlucht – einer der größten Canyons Europas.
Bei Dunkelheit kommen wir auf dem Stellplatz der Gemeinde in Les Sallessu-Verdon, unserem Ausgangspunkt für unser Verdon-Tour, an. Die Fahrt dorthin führte über sehr gute Straßen durch den Nationalpark Verdon – landschaftlich wunderschön und zu dieser Zeit herrlich verkehrsarm.
Entsprechend einsam fühlen wir uns auch auf unserem Stellplatz, den wir erst bei Dunkelheit erreichen. Außer uns ist da niemand. Wieder bestätig sich die alte Camper-Regel, möglichst vor Einbruch der Dunkelheit am Nachtlager anzukommen. Den Platz einmal bei Tageslicht gesehen zu haben, fühlt sich einfach besser an. Wir können trotzdem gut und extrem ruhig schlafen.
Am nächsten Morgen starten wir gespannt unser Reise in die Orte Moustier-Sainte-Marie und La Palud-sur-Verdon, die im späten Herbst ein wenig verlassen wirken.
Von hier aus nehmen wir die Route des Crêtes | D 23. Hier erwarten uns atemberaubende Ausblicke auf die Verdonschlucht und die französischen Alpen. Wir genießen es, so gut wie alleine auf der gut ausgebauten Höhenstraße unterwegs zu sein. Und die Tunnel auf der Strecke sind zum Glück groß genug für unseren Truck.
Dieses Mal rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir nach einem Bilderbuch-Ausflug unser wunderbares Nachtquartier auf dem Stellplatz in Castellane. In der kleinen Bäckerei am Ort können wir sogar noch ein frisches Baguette kaufen. So ist der Abend auch kulinarisch gerettet!
Win und ich sind uns einig, hierher wollen wir zum Wandern wieder kommen.

SAINT-TROPEZ – DER HOTSPOT
Kontraste machen das Leben spannend. Also fahren wir von den Bergen wieder an die Küste, wo es jetzt etwas wärmer ist.
In Saint-Tropez soll es einen einfachen Stellplatz für Camper geben, direkt am Strand. Das hat uns das nette Paar aus Holland erzählt, das wir in Castellane kennengelernt haben. Wir werden sie schon bald am Plage de Pampelonne in Saint-Tropez wiedersehen.
Dort angekommen kochen wir uns erst einmal ein leckeres Mittagessen und radeln dann die sechs Kilometer nach Saint-Tropez – mit kräftig Gegenwind.
Saint-Tropez ist ein unerwartet kleiner Ort, der im November alles andere als ein mondäner Ferienort ist. Nahezu alle Geschäfte haben vorübergehend geschlossen. Offenbar erholen sich alle Gewerbetreibenden vom turbulenten Sommer, bevor sie zur Weihnachtszeit wieder an den Start gehen. Außer Bau- und Renovierungsarbeiten ist gerade nichts los und wir suchen lange, bis wir eine Boulangerie finden, um Brot zu kaufen. Der kalte Wind und zwei Stück vielversprechender Tarte Tropézienne (Saint-Tropez-Torte) lassen uns nach einer kleinen Tour eilig nach Hause radeln.
Am nächsten Morgen genießen wir in aller Frühe einen erfrischenden Spaziergang am menschenleeren Strand. Die Luft ist herrlich frisch, die Sonne wärmt uns so gut sie kann. Wir malen uns aus, wie es hier wohl in der Sommersaison sein mag, wenn der Jetset den schönen Plage de Pampelonne erobert. Dann tummeln sich Promis und teure Yachten vor dem berühmten Le Club 55, dem wohl berühmtesten Beach Club der Welt. Helikopter mit VIPs, die vom Flughafen angeflogen kommen, lassen die Luft vibrieren. Und unzählige Paparazzi lauern am Strand für den besten Schuss der Saison.
Jetzt ist hier alles wie ausgestorben. Nur das Rauschen des Meeres und der leise Wind sind zu hören – und das ganz besonders schön.
Während der Tage um Weihnachten und Neujahr ist für vier Wochen geöffnet und bis Mai wieder tote Hose. Aber dann, dann geht hier ein paar heiße Sommerwochen lang so richtig die Post ab …
Let’s have party!

CALANQUES – DIE BUCHTEN
Die wildromantischen Buchten der Calanques zählen zu den beeindruckendsten Naturschönheiten Frankreichs. Das wollen wir sehen! (Und Du, lieber Leser, darfst gern raten, von wem wir diesen Tipp wohl bekommen haben.)
In Cassis schlagen wir unser Lager auf, um am nächsten Tag diese beeindruckende Kulisse aus Meer, Felsen, Brandung und Strand zu erwandern. Der regenverhangene Himmel hat sich verzogen und wir genießen bei strahlendem Sonnenschein und kühlen 15 Grad die wundervolle Tour zur Calanque de Port-Miou und Calanque de Port-Pin.
Der Strand und das blaugrüne Meer in der Bucht sind verlockend, für ein Bad ist es uns dennoch eine Nuance zu kühl. Im Sommer muss es herrlich sein, hier zu schwimmen.
Auf dem Rückweg von unserem Wanderausflug machen wir Halt im Hafen von Cassis, um uns noch ein wenig von der Sonne streicheln zu lassen. Bei einem kleinen Pastis warten wir, bis sie im Meer versinkt. Au revoir !

JUGEND FORSCHT
Wir stapfen über Felsgestein auf der Calanque herum, plötzlich halten wir still. Hörst Du das? … Dieses böse Fauchen aus dem Felsen dort? … Was ist das?
Beherzt nimmt Win konzentrierte Forscherhaltung an und geht dem unheimlichen Geräusch auf die Spur. Ich dokumentiere derweil unter dem Vorwand des Motivesammelns aus sicherer Entfernung die Geschehnisse mit der Kamera.
Seine Entdeckung: Es ist eine Felsspalte durch die der Wind vom Meer wie durch einen Kamin nach oben pfeift. Mit jeder Welle, die gegen die Klippe peitscht, presst sie kraftvoll Luft nach oben. Es klingt wie eine ernsthafte Warnung. Als ob der Fels den Wanderer vor der steilen Klippe beschützen möchte.
Rätsel gelöst, Expedition erfolgreich beendet.
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Ein wunderbarer schöner Bericht natürlich mit euren tollen Fotos vielen Dank dafür.Sind ab Mitte Januar auf Gran Canaria aber ohne WoMo nur um den Winter in Deutschland ein bisschen zu entfliehen.Gute weitere Reise.Liebe Grüße
Danke Ihr Lieben, Ihr macht uns richtig Freude.
Gran Canaria gegen den Winterblues ist eine gute Idee. Ihr fahrt einfach der Sonne nach, das machen wir auch 🙂
Liebe Grüße und bis bald,
Win & Petra