Donnerstag, 23. November 2017 | Südafrika – Western Cape, Knysna | Petra
BERGE UND KEIN ENDE
TAUSEND KILOMETER DRAKENSBERGE
Die Tage vergehen wie im Flug während wir uns auf der südafrikanischen Seite der Drakensberge immer weiter nach Norden vorarbeiten. Das gigantische Gebirgsmassiv erstreckt sich über imposante 1.000 Kilometer von Nord nach Süd. Auf Nebenstraßen zockeln wir von einem Tal ins nächste. Ein Naturreservat folgt dem anderen, und jedes hat seine ganz eigene Landschaft. Das verspricht viel Abwechslung.
LANGSAM MACHT MEHR SPASS
Meistens fahren wir nur etwa 60 oder 80 Kilometer am Tag, vor allem, wenn wir Gravel Roads fahren, die uns manchmal ganz schön durchrütteln. Das hat den Vorteil, dass wir beim langsamen Fahren mehr vom Land sehen, die Landschaft ganz beschaulich an uns vorbeizieht und wir in Ruhe gucken können. Es ist erstaunlich, wie sehr sich selbst bei diesen relativ kurzen Distanzen die Landschaftsbilder deutlich verändern. Mal bergig und steinig, mal sanfte Hügel und Weiden.
Die Weideflächen der Farmen sind unvorstellbar groß. Ungehindert können die Tiere umherstreifen auf der Suche nach Futter. Mal kreuzen Schafherden und ihre Hirten unseren Weg, mal sind es Rinder, die genüsslich am Wegesrand Gras kauen oder es staubt zügig ein Pick up an uns vorbei auf dem Weg nach irgendwo. Wenn wir anhalten für eine ausgiebige Rast, bleibt bestimmt auch ein Farmer stehen für einen kurzen Plausch und erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist, woher wir kommen und wohin wir wollen.
Manchmal ist irgendwo auch ein Markt direkt an der Straße und es geht lebhaft zu. Sonntags kommen aus allen Richtungen die Gläubigen in festlicher Sonntagskleidung, um in die Kirche zu gehen. Und um die Mittagszeit sind die Schüler auf dem Weg nach Hause. Überall treffen wir auf freundliche Menschen, die uns ein Lächeln schenken und uns zuwinken.

HIGHMOOR NATURE RESERVE
Bei Kamberg beziehen wir Quartier auf der wunderschönen Ferienfarm Glengarry, genießen das herrliche Sonnenwetter und bewundern nachts durch unser großes Dachfenster den leuchtenden Sternenhimmel. Wir lauschen dem Konzert der Frösche im kleinen See und dem lebhaften Gezwitscher der Vögel. Pferde wiehern in der Ferne und die eine oder andere Kuh gibt auch einen Ton von sich. Ländliche Idylle!
Unsere junge Gastgeberin überreicht uns zum Abschied auch noch unsere frisch gewaschene und gebügelte Bettwäsche als kostenlosen Service. Es gibt also wirklich nicht viel, worüber wir uns beschweren könnten.
GIANT’S CASTLE
Wir ziehen weiter entlang des Ukhahlamba Drakensberg Park zum „Schloss der Giganten“, dem Champagne Castle (3.377 m) und Giant’s Castle (3.314 m). Sie sind Teil des 35.000 Hektar großen Game Reserves (Wildreservats) Giant’s Castle. Dort bestaunen wir nach einer kurzen Wanderung zum Main Cave einige steinalte Felsenzeichnungen der San, die dort als Jäger und Sammler vor langer Zeit lebten. Wobei ich mir bei dem einen kleinen Elefanten ziemlich sicher bin, dass es sich um einen Ottifanten aus der Neuzeit handelt, den ein lustiger Besucher nachträglich hingepinselt hat.

ROYAL NATAL UND WITSIESHOEK
Von hier aus geht unsere mehrtägige Tour über den Royal Natal National Park und den Witsieshoek zum Golden Gate Highlands National Park.
Am Witsieshoek schnüren wir wieder unsere Wanderschuhe und steigen auf zu den Thukela Falls (Tugela Falls). Wir schließen uns Barbara und Martin aus Berlin an, die Simon als Guide angeheuert haben. Plaudernd überwinden wir gut 500 Höhenmeter, erst auf gepflasterten Wegen, dann auf schmalen Gebirgspfaden, klettern 60 Meter senkrecht nach oben über Kettenleitern, knacken bei 3.050 Metern unseren persönlichen Höhenrekord und genießen die grandiose Aussicht. Schließlich spazieren wir oben angekommen auf dem weitläufigen Hochplateau bis vor an die Wasserfallkante. Anders als erwartet ist es ganz still, kein tosendes Rauschen ist zu hören. Normalerweise stürzt hier das Wasser des Thukela Rivers 948 Meter in die Tiefe – er ist der zweithöchste Wasserfall der Erde! Jetzt ist der River nur ein kleines Rinnsal und wartet auf Regen. Der kommt dann auch in Form eines gewaltigen Gewitters und wir sind froh, dass wir schon am Nachmittag unseren Nachtplatz erreichen, bevor es dann richtig losgeht. Wir denken besorgt an die Wandergruppe, die uns beim Abstieg entgegenkam, um heute Nacht auf dem Hochplateau zu zelten.
Die haben es vermutlich nicht sehr gemütlich da oben.


GOLDEN GATE HIGHLANDS
Wir wollen unbedingt in das hübsche Örtchen Clarens, von dem uns unterwegs schon so viele vorgeschwärmt haben. Die Regionalstraße R 712 nach Clarens führt uns mitten durch den Golden Gate Highlands National Park. Wer hier ist, versteht auch den Namen des Nationalparks. Goldfarben schimmert die schier endlose Landschaft im Sonnenlicht und in der Abendsonne glühen die Berge rotgold – ein herrliches Farbenspiel.
Na, wenn das kein triftiger Grund ist, die Zelte aufzuschlagen!
Im Basotho-Heimatmuseum direkt an der R 712 legen wir einen kleinen Zwischenstopp ein. Wir lassen uns von Solomon durch das kleine Museumsdorf führen, das uns einen Vorgeschmack auf Lesotho und die Lebensweise seiner Bewohner, den Basotho, gibt. Außerdem lernen wir von ihm in einem Crash-Kurs die wichtigsten Worte auf Sesotho, der Sprache Lesothos. In ein paar Tagen werden wir nämlich in dieses kleine Königreich in den Bergen einreisen, da ist gute Vorbereitung alles.
Und dann erreichen wir endlich Clarens und verstehen auf Anhieb die Besonderheit dieses niedlichen Ortes. Um den rechteckigen Park in der Ortsmitte reiht sich ein Restaurant und ein Café an das andere. Es gibt eine Bakery mit leckerem Brot und Keksen. Kleine Shops bieten allerhand Schnickschnack, Souvenirs und Modeartikel an. Clarens ist ein beliebtes Ausflugsziel für das Wochenende. Es ist Freitag und minütlich kommen neue Gäste an, um es sich gut gehen zu lassen – so auch wir.
Win und ich haben heute Hochzeitstag. Das wollen wir groß feiern und deshalb laden wir uns zu einem festlichen Lunch ein in die Clarens Brewery. Es gibt frischgebrautes Bier und German Wurst, mal was anderes! Hier lernen wir auch die fröhliche Grace und ihre Freundinnen aus Johannesburg kennen, die sich über unseren Truck wundern. Sie empfehlen uns dringend auch Joburg zu besuchen, weil ihre Stadt so toll und sehenswert ist.
Dann lass uns Joburg auf unsere Liste setzen!
Jetzt heißt es für uns nur noch zweimal schlafen, dann geht es auf nach Lesotho. Yippie!



Im Heimatmuseum Basotho Village
Im beschaulichen Örtchen Clarens
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!
Danke für die anschauliche Schilderung euerer Tour durch die Drakensberge und viel Freude weiterhin! Bin gespannt, wie es euch in Lesotho geht. Das haben wir ja leider im letzten Jahr ausgelassen…
Vielen Dank Wolfgang. Wir freuen uns, wenn dir unsere Erzählungen gefallen.
Der Besuch in Lesotho war für uns ein echtes Highlight, denn dort ist wunderschön!
Du kannst hier darüber nachlesen.
Liebe Grüße an dich und Elke von
Win & Petra