Sonntag, 13. September 2015 | Kroatien – Dalmatien, Starigrad-Paklenica | Petra
(available in German language only)
SOMMERVERLÄNGERUNG
KROATIEN ENTDECKEN UND GENIESSEN
Vielerorts neigt sich dieser Jahrhundertsommer merklich dem Ende. Win und ich haben uns von unserem Hunger nach Sonne und Wärme von den Plitvicer Seen an die Adria treiben lassen, in das kleine Örtchen Starigrad-Paklenica. Das ist in Norddalmatien, an der kroatischen Küste und am südlichen Fuß des Gebirgszuges Velebit.
Auf einem netten Campingplatz nisten wir uns ein und genießen es, in wenigen Metern direkt am Kiesstrand zu sein und uns von den Sonnenstrahlen der Spätsommers wärmen zu lassen. Während Win tapfer wie ein Indianer seinen Schnupfen erduldet (schnief!) bildet er sich interessiert mit dem Druckwerk „Die Deutschlandsaga“ historisch weiter. Ich stattdessen bleibe im Hier und Jetzt, schaukle genüsslich in den sanften Wellen des Meeres oder schreibe an diesem Text.
Natürlich wollen wir hier nicht nur lesen und rumsitzen. Das wäre uns dann doch eine Nuance zu langweilig. Neben etwas mitgebrachter Arbeit und einigen organisatorischen Dingen gibt es für uns auch Praktisches zu tun. Schließlich residieren wir direkt am Nationalpark Paklenica und haben die Chance, 150 km markierte Wanderwege und über 400 Kletterrouten der unterschiedlichsten Schwierigkeitsgrade zu nutzen. Der Park ist ein beliebter Anziehungspunkt für Kletterer aus aller Welt. Jedes Jahr findet hier unter anderem das Internationale Treffen der Kletterer und Bergsteiger statt.
Und noch wichtiger: Auch hier in Paklenica hat Winnetou mit seinen Mokassins seine abenteuerlichen Spuren hinterlassen.
Also schnüren wir entschlossen unsere Wanderstiefel und brechen morgens nach dem Frühstück schwungvoll auf in die imposante Schlucht Velika Paklenica.
Der breit ausgebaute Pfad vom Eingang des Nationalparks führt uns vorbei an den ersten Felswänden, an denen sich Kletterer festkrallen und behände nach oben schieben. Einige Zeit bewundern wir die Kletterkünste und gehen dann weiter.
Sanft steigt unser Weg entlang der Bachseite aufwärts immer tiefer in die 14,5 km lange Schlucht hinein. Im Bach fließt zu dieser Jahreszeit nur wenig Wasser. Das Blätterdach des Laubwaldes spendet uns Schatten und je weiter wir vorankommen, desto weniger anderen Wanderern begegnen wir.
Nach guten zwei Stunden erreichen wir die Forsthütte Lugarnica (400 m). Zeit für eine kurze Rast bevor wir weiter bis ans Talende immer höher klettern und nach weiteren eineinhalb Stunden schließlich zu der urigen Berghütte Ivančev Dom (570 m) kommen.
Hier oben ist es wunderschön. Wir blicken über eine kleine Weide am Hang auf die umliegenden Bergspitzen und der Wirt kann uns für ein hausgemachtes Gulasch und einen Eintopf mit frischen Bohnen aus seinem eigenen Berggarten begeistern. Dobro (= lecker)!
Nachdem uns der fröhliche Wirt mit Glockengeläute wieder verabschiedet hat, setzen wir unsere Wanderung ordentlich gestärkt fort. Nun entlang der Ostseite der Schlucht zurück in Richtung Küste. Über felsige Steige geht es immer höher und wir können eine fantastische Aussicht genießen. Am höchsten Punkt, auf etwa 630 Metern, erleben wir dann auch tatsächlich den Höhepunkt.
Win, der ein paar Schritte voraus ist, ruft: „Pet, schau, jetzt bekommst Du das, was Du Dir gewünscht hast!“ Ich beeile mich und bin richtig neugierig, denn ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, was ich mir gewünscht haben soll. Aber kaum stehe ich neben meinem strahlenden Mann, fällt es mir wieder ein: vom Berg aus einmal das Meer sehen zu können.
Da, vor uns liegt es! Es ist herrlich und ich strahle mit Win um die Wette.
Beschwingt steigen wir ab sofort wieder Meter für Meter bergab. Es macht uns nicht wirklich etwas aus, dass wir die beiden höchsten Gipfel des Velebits, den Vaganski vrh (1757 m) und den Sveto brdo (1752 m), heute nicht bestiegen haben. Wir sind auch so sehr zufrieden mit unserer „Ausbeute“ für den Tag und erreichen am späten Nachmittag nach etwa 25 km Strecke wieder den Eingangsbereich des Nationalparks.
Auf etwas ganz Besonderes freuen wir uns jetzt, auf dem Weg zurück zu unserem Truck…
Vom Nationalpark aus führt die schmale Straße nämlich durch das winzige Dörfchen Marasovići. Die Dorfmitte ist umgeben von traditionellen Steinhäuschen, der alte Dorfbrunnen spendet frisches Wasser und hinter einer alten Steinmauer spitzt neugierig ein Muli hervor.
Unter den großen Bäumen in der Dorfmitte stehen schwere Holztische und -bänke, hübsch gedeckt mit rot-weiß-karierten Tüchern. Die urige Taverne Konoba Marasović lädt herzlich zum Verweilen ein. Nicht nur, wer hungrig vom Wandern kommt, wird hier verwöhnt. Serviert werden köstliche dalmatinische Spezialitäten. Grillmeister Karo steht am Grill vor dem Haus und brutzelt in aller Ruhe für seine Gäste nach Wunsch Fleisch oder Fisch.
Im lauschigen Innenhof der Konoba geht es sehr gemütlich zu. Ein paar Steinstufen sind es, die uns in eine kleine Stube und damit in eine andere Zeit entführen. Hier ist das dörfliche Heimatmuseum (Ethno-Haus) eingerichtet. Traditionelle Möbel, Hausrat und Werkzeuge erzählen aus dem Leben der früheren Dorfbewohner.
Die romantische Umgebung hat es uns richtig angetan und wir genießen die wohltuende Abendsonne bei einem gepflegten Pivo (Bier).
Ob es uns damit gelingt, den schönen Sommer noch etwas länger bei uns zu halten?
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