Dienstag, 16. Juli 2019 | Sambia – Provinz Lusaka, Lusaka | Petra
FREUNDLICHES SAMBIA
ABWECHSLUNGSREICHE NATUR UND HERZLICHE MENSCHEN
Es ist unser erster Besuch in Sambia und wir sind sehr gespannt, was uns erwartet. Nachdem uns mit Geduld und Meditation der Grenzübertritt von Namibia nach Sambia gelingt, werden wir im neuen Land von ausgesprochen fröhlichen Menschen empfangen. Das fühlt sich auf Anhieb sehr gut an.
DER ERSTE TAG IM NEUEN LAND
Am Grenzübergang bei Katima Mulilo verlassen wir das schöne Namibia. Wie wir schon häufiger gelesen und gehört haben, kann die Einreise nach Sambia durchaus anstrengend sein, und so machen wir uns innerlich auf das Schlimmste gefasst.
Die Abfertigung der Papiere durch die Damen und Herren der Grenzstation erfolgt freundlich und korrekt. Jeder Handgriff geschieht zwar ohne überhöhte Eile, aber reibungslos. Das, was uns letztlich wirklich viel Zeit und Geduld kostet, ist das Chaos, das die Unmenge von Fußgängern, Schwarzgeldhändlern, Autos und Lastkraftwagen auf der engen, verstopften Straße zwischen dem namibischen und dem sambischen Grenzposten verursachen. Es gibt kein Vor und kein Zurück, es wird gequetscht und gedrängelt, und wir müssen warten, warten, warten.
Nach rund drei Stunden sind alle Hürden geschafft und wir erreichen wenige Kilometer hinter der Grenze unsere erste Destination, den quirligen Ort Sesheke.

Hier verbringen wir unsere erste sambische Nacht und stürzen uns gleich am nächsten Tag ins bunte Markttreiben im Ort. Am Straßenrand werden Gemüse, Obst, Hühner und Fisch angeboten. Im Airtel-Laden besorgen wir uns eine SIM-Karte und amüsieren uns über die Kinder, die uns von draußen neugierig beäugen, um dann fröhlich lachend zu winken. Als weiße Touristen fallen wir auf wie bunte Hunde.

LAND DER WASSERFÄLLE
Sambia ist reich an Wasserfällen, von denen die Victoriafälle mit Abstand die berühmtesten sind. Unser Weg führt uns zunächst zu den Ngonyefällen bei Sioma.

Die Besonderheit: Das Wasser des Sambesi fließt bei diesen Fällen nicht nur über die Felsen, sondern auch durch Hohlräume in den Felsen, durch sogenannte Kavernen. Aufgrund des niedrigen Wasserstands im Juli sind die Stromschnellen, Löcher und Felsen jetzt besonders gut zu sehen.
An den Ufern des Sambesi kommen in der Trockenzeit überall Strände aus weißem, feinem Sand zum Vorschein. Zum Ende der Regenzeit im April, wenn der Sambesi viel mehr Wasser führt, ist der Wasserstand in Spitzenzeiten um zehn bis elf Meter höher und die Sandbänke sind unsichtbar.

LÖCHER IM BODEN
Von den Ngonyefällen fahren wir über Sesheke weiter nach Livingstone, zu den berühmten Victoria Falls. Mehrfach werden wir vor dieser elenden, 195 Kilometer langen Strecke, die den Grenzort Sesheke mit der nächstgrößeren Stadt Livingstone verbindet, gewarnt. Offiziell ist es zwar eine Teerstraße, also in zweieinhalb Stunden durchaus zu schaffen. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Ein paar Kilometer hinter Sesheke verwandelt sich die gute Teerstraße in eine ruppige Piste aus Teer, Sand und tiefen Schlaglöchern. Zum Glück herrscht nur wenig Verkehr und Fahrräder – ein beliebtes Fortbewegungsmittel in Sambia –, Autos und LKWs beider Fahrtrichtungen umtänzeln geduldig Schlagloch um Schlagloch. Mühselige fünf (!) Stunden brauchen wir für diese Strecke. Wenigstens bieten die vielen Siedlungen links und rechts der Straße eine willkommene Abwechslung.

Irgendwann haben wir auch diese Piste hinter uns gebracht und kommen planmäßig vor Sonnenuntergang an unserem Zielort Livingstone an.
DONNERNDER RAUCH
Endlich können wir sie selbst sehen und hören, die gewaltigen Victoriafälle, die eingebettet zwischen den Grenzstädten Victoria Falls in Simbabwe und Livingstone in Sambia liegen.

Auf einer Breite von 1.708 Meter stürzt der Sambesi hier 110 Meter in die Tiefe. In der Sprache der Kololo heißt der breite Wasserfall Mosi-oa-Tunya, donnernder Rauch, da das herabstürzende Wasser viel rauchähnlichen Sprühnebel verursacht. Weil der Sambesi im Juli nur wenig Wasser hat, raucht es entsprechend wenig und wir haben freie Sicht in die eindrucksvolle Schlucht. Was für ein Anblick!
Unseren Truck haben wir derweil stilvoll am berühmten Avani Hotel geparkt. Nach unserer Erkundung der Wasserfälle gönnen wir uns dort in gepflegtem Ambiente einen kleinen Lunch. Als wir zurück zu unserem Fahrzeug laufen, landen wir unbeabsichtigt in einer Folklore-Veranstaltung des Resorts.

Wir werden von rhythmischem Getrommel, traditionellen Tänzen, farbenfrohen Kostümen und beeindruckenden Masken in eine völlig andere Welt entführt.
Wir werfen einen Blick auf afrikanisches Kunsthandwerk, wie Holzschnitzereien und die typischen Figuren aus Draht und Glasperlen. Win gibt zudem sein Bestes bei einem fünfminütigen Trommel-Lehrgang.
In der Zwischenzeit lasse ich mich vom Medizinmann mit einem hochwirksamen Mittel versorgen.
DER MEDIZINMANN HILFT
Ein breites Angebot an allerlei Heilmitteln liegt vor mir ausgebreitet. Die charmante Assistentin des Medizinmannes bietet mir diverse Kräuter zum Beispiel bei Frauenleiden an. Oder, falls mein Mann nie zu Hause bleiben will (offenbar ein weltweit verbreitetes Thema), gäbe es interessante Pflanzensamen. Wenn ich diese rauche und dabei seinen Namen spräche, bliebe er fortan immer zu Hause. Das überzeugt mich, und ich werde mit dem Medizinmann für ein paar Kwacha handelseinig.
Erst im Nachhinein wird mir bewusst, dass ich ja mit einem Mann, der immer zu Hause bleiben möchte, gar keine Weltreise machen kann. Also werde ich die geheime Substanz wohl weiterreichen an eine Frau, die ernsthaft Bedarf hat. Bei Interesse bitte Mail an mich!
TRÜGERISCHE IDYLLE
Die neuen Carnets für unsere Enduro und unseren Truck sind aus Deutschland unterwegs zu uns nach Lusaka. Weil das länger dauern kann, planen wir zwischenzeitlich einen mehrtägigen Ausflug nach Chirundu und in den Lower Zambezi National Park. Wir lassen uns viel Zeit und verbringen den Sonntag auf dem Lande bei Chisekesi.
Auf dem großen Farmgelände der freundlichen Familie Cornwall finden wir an einem Damm einen wunderschönen Platz zum Verweilen. Wir fühlen uns herzlich willkommen und erfahren einmal mehr die liebenswerte Freundlichkeit der Sambier. Hier lernen wir auch Christina und ihre beiden Töchter kennen, die zusammen in der Nachmittagssonne nach kleinen Fischen angeln.

Wir genießen die friedliche Idylle, plaudern mit den vorbeikommenden Bewohnern aus der Umgebung und finden es einfach schön. Morgen wollen wir weiter nach Chirundu, aber heute ist Faulenzen angesagt.
Die Gemütlichkeit endet ruckartig am nächsten Morgen. Wir sind herrlich ausgeruht, wie geplant startklar und fahren frohen Mutes los. Schon nach etwa fünfzig Metern ist unsere Fahrt mit einem Ruck beendet. Wir stecken fest. Unsere Hinterreifen sind teils bis zur Achse durch die steinharte Oberfläche in zähem Lehm versunken.
Eigentlich hätten wir es uns denken können. Vor zwei Jahren war an der Stelle, wo wir jetzt feststecken nämlich noch das Ufer des Damms, das inzwischen deutlich zurück gegangen ist. Das hatten wir einfach nicht berücksichtigt bei der Wahl unseres Fahrweges. Bei der Herfahrt hatten wir den offenbar bessern Weg entlang des Feldes genommen. Jammern hilft nichts und passiert ist passiert.
Also nix wie ran an die Schaufeln und Platz schaffen für unsere Sandbleche, die jetzt zum ersten Mal entsprechend ihrer Funktion sinnvoll zum Einsatz kommen. Von der anderen Seite des Damms eilen drei Männer herbei, die die Misere aus der Ferne gesehen haben. Mit Rat und Tat helfen sie uns beim Schaufeln, Unterlegen, Stabilisieren und Rausfahren. Geschafft!
Zwei Stunden später freuen sich unsere drei Helfer über ein angemessenes Dankeschön für ihre Mühe und wir uns über festen Boden unter den Reifen. Jetzt kann es endlich losgehen!
SPANNENDE NEBENSTRECKE
Für unsere Fahrt von Chesikesi nach Chirundu entscheiden wir uns für den etwas langsameren, dafür abwechslungsreichen Weg durchs hügelige Hinterland.

Über staubige Pisten und gut ausgebaute Teerstraßen kommen wir vorbei an traditionellen Siedlungen, an Dorfschulen und winkenden Männern, Frauen und Kindern. Wenn sich unsere Blicke treffen, strahlen sie über das ganze Gesicht.
Mühsam kämpfen sich Radfahrer die Straße hoch. Die arbeitssamen Frauen tragen schwere Lasten auf dem Kopf oder ihre Babys auf dem Rücken, oft sogar beides gleichzeitig. Wir sehen sie am Boden sitzen und mit dem Hammer größere Steine zu Schotter klopfen, den sie zum Verkauf anbieten. Größere und kleinere Kinder pumpen am Brunnen mit aller Kraft Wasser in ihre Eimer. Am Straßenrand warten sorgfältig geschnürte Säcke mit Holzkohle auf Kundschaft oder Männer und Frauen auf ihre Mitfahrgelegenheit.
Uns kommt es vor, als blätterten wir durch ein großes Bilderbuch staunend über die vielen spannenden Impressionen.
WIR GEHEN AUF SAFARI
Etwa 20 Kilometer nordöstlich von Chirundu mündet der Fluss Kafue, der unmittelbar an der Grenze zum Kongo entspringt, südlich nach 950 Kilometern in den Sambesi. Bevor wir also den Lower Zambezi National Park besuchen, haben wir die schöne Gelegenheit ein paar Tage am Kafue zu verweilen.
Weil es im Nationalpark keine Campingplätze gibt, lassen wir uns in der Nähe des Parkeingangs Chongwe auf dem Camp der Mvuu Lodge am Ufer des Sambesi nieder. Auf dem Weg dorthin erblicken wir rechts neben der Sandpiste den ausgehöhlten Kadaver eines Elefanten. Die Aasgeier bevölkern ihn und zanken sich untereinander, wer den besseren Platz bekommt.

Seit etwa einer Woche liegt der tote Elefant dort, erzählt uns später Akim, unser Guide. Der Dickhäuter ist wohl eines natürlichen Todes gestorben und nicht durch Wilderer getötet worden. Seine Stoßzähne waren noch da, als man ihn fand.

Eine Bootsfahrt auf dem mächtigen Sambesi und eine ganztägige Pirschfahrt durch den Lower Zambezi National Park eröffnen uns einen Blick auf Sambia in seiner schönsten Form.

Wir sind von der Vielzahl unterschiedlicher Landschaftsbilder und der reichen Tierwelt begeistert, über die wir von unserem Guide Akim während der Touren so viele interessante Details erfahren. Sambia ist wunderschön!

Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!
Mein Gott was für ein Land.Danke für den schönen Bericht,weiterhin gute Reise!
Danke, ihr Lieben, es ist wirklich wunderschön hier. Wir genießen es sehr. Lasst es euch gut gehen!
Liebe Grüße von Win & Petra
Hallo, herrlicher Bericht von Sambia, hätte nicht gedacht, das es so eindrucksvoll ist, echt eine Reise wert!!
Weiterhin viel Freude und watch out!!
Grüße
Armin
Hallo Armin,
du treue Seele, über deine Nachricht freuen wir uns sehr. Besten Dank. In der Tat begeistert uns Sambia jeden Tag, ein wirklich schönes Land mit liebenswerten Menschen – einfach wunderbar. Lass es dir gut gehen!
Herzliche Grüße,
Win & Petra
Was für ein grosses Vergnügen, die ausgesucht phantastischen Stimmungen mit euch teilen zu dürfen, eingeladen zu sein in diesen unermesslich schönen Kontinent und das – mitreisen zu dürfen anstrengungslos, weil ihr uns das alles so grosszügig zur Verfügung stellt. Habt eine sichere Weiterreise, passt gut auf euch auf und ich freu mich auf ein Wiedersehen. Bin auch zurück in Auroville.
Herzlichst
Ingrid
Liebe Ingrid,
herzlichen Dank für deine schöne Nachricht. Es ist uns eine große Freude, dich auf unserer Reise dabeizuhaben. Afrika steckt voller Überraschungen, Farbigkeit und Schönheit. Wir sind sehr froh, das alles erleben zu dürfen und mit dir teilen zu können.
Die Vorfreude auf Auroville und das Wiedersehen mit dir kribbelt schon im Bauch 🙂
Liebe Grüße aus Lusaka,
Win & Petra
Einfach wunderschöne Bilder, danke das wir so etwas mitbekommen dürfen von Euerer Reise! Gabi und Peter
Wenn ihr wüsstet, wie viele herrliche Motive uns durch die Lappen gehen, weil Kamera nicht griffbereit, Bild unscharf, Belichtungszeit falsch etc. Zum Glück gibt’s unzählige Gelegenheiten für weitere Motive. Wir haben euch jedenfalls sehr gern dabei auf unserer Reise.
Liebe Grüße!
Hallo Petra, Hallo Win,
Was für schöne Impressionen. So startet es sich gleich gut ins heimatliche Wochenende.
Es freut mich jedes Mal aufs Neue, von Euch zu lesen.
Gute und sichere Weiterreise
Stephanie
Vielen Dank, liebe Stephanie, für deinen netten Kommentar. Genieße deine Wochenende, wir tun das auch.
Liebe Grüße aus Lusaka,
Win & Petra