Sonntag, 25. August 2019 | Sambia – Provinz Lusaka, Lusaka | Petra
FRÖHLICHES MALAWI
DAS WARME HERZ AFRIKAS
01.– 20. August 2019 | Eine klare Vorstellung von Malawi haben wir vor unserem Besuch dieses südostafrikanischen Binnenstaates eigentlich nicht. Wir wollen uns überraschen lassen und verstehen schon in den ersten Stunden nach unserer Einreise, warum das Land mit dem Slogan „Das warme Herz Afrikas“ für sich wirbt. Obwohl das Leben für sie alles andere als einfach ist, sind die Malawier ausgesprochen fröhliche Menschen mit dem Herz am rechten Fleck.
ARBEITSAME MENSCHEN
In Malawi leben über 18 Millionen Einwohner auf einer Fläche, die etwa ein Drittel so groß ist wie die Deutschlands. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 351,14 US-Dollar landete Malawi im Ranking der ärmsten Länder der Welt 2018 auf Platz drei hinter Burundi und Südsudan.

Malawis Männer und Frauen arbeiten viel und körperlich schwer. Auch die Kinder erfüllen schon früh ihre zugeteilten Aufgaben im arbeitssamen Tagesablauf. Sie waschen Wäsche am Fluss oder schleppen Wassereimer auf dem Kopf vom Brunnen nach Hause. Die Schule zu besuchen, grenzt nicht selten an Luxus.

Das Fahrrad ist neben den eigenen Füßen das wichtigste und oftmals einzige Transport- und Fortbewegungsmittel. Es ist Taxi, LKW und Schubkarren in einem. Oft verfahren die Männer ein Schwein oder eine Ziege, mehrere schwere Säcke mit Holzkohle oder etliche Kanister mit Treibstoff dort hin, wo sie sie verkaufen können. Nicht selten klemmen über Hundert Kilo Ware auf dem Gepäckträger und trotzdem grüßen die Radfahrer noch mit einem freundlichen Lächeln.


Mit unglaublicher Würde balancieren die Frauen schwere Bündel mit Feuerholz, große Wassereimer und Maissäcke auf dem Kopf, manchmal Kilometer weit. Zusätzlich haben sie ihr Baby mit einem bunten Tragetuch fest auf den Rücken gebunden. Die Kleinen müssen schon sehr früh viel laufen. Einen Kinderwagen sehen wir in Malawi nur ein einziges Mal, und der gehört einer zugezogenen Familie aus Italien.

Die meisten Familien halten sich mühsam als Kleinbauern über Wasser oder leben vom Fischfang. Und obwohl der Malawisee der neuntgrößte See der Erde ist und viel Wasser spendet, können Dürreperioden, wie beispielsweise in den Jahren 2002 und 2005, das ganze Land und seine Menschen in eine lebensbedrohliche Katastrophe stürzen.

Backsteine für den Hausbau werden noch ganz ursprünglich von Hand aus Lehm geformt und in der Sonne getrocknet oder unter einer dicken Lehmschicht mit Feuer hartgebrannt.
KUNTERBUNTER MARKT
Wenn der Wettergott aber gnädig ist, es anständig regnet und der Ackerboden genug abwirft, lässt sich mit der bescheidenen Ernte von Tomaten, Süßkartoffeln, Zwiebeln und Weißkohl am Markt ein klein wenig Geld verdienen.

Überhaupt sind die quirligen Märkte ein richtiges Spektakel. Es wird verkauft, geschleppt, gequatscht und gelacht. Von Tomaten und Maismehl über Fahrradschläuche bis hin zu Wohnzimmersesseln gibt es in den größeren Orten am Markt alles zu kaufen, was gebraucht wird. Sogar eine malawische Version des Billigen Jakob können wir hier entdecken. Vollmundig und durchaus mit hohem Unterhaltungswert preist er seine sensationellen Jeanshosen und Lederjacken an.
FARBENFROHE MODE
Kunterbunt lieben es auch die Frauen und Mädchen bei ihren traditionellen Chitenge, den großen, bunt bedruckten Tüchern, die sie sich geschickt als langen Rock um die Hüften wickeln. Die kleinen Mädchen dagegen bevorzugen, wie beinahe überall auf der Welt, ausladende Röckchen aus Tüll, am liebsten weiß oder pink, geradezu ideal, um damit völlig ungehemmt im Straßenstaub und Matsch zu spielen.

Sonntags zum Kirchgang tragen die Männer ihren besten Anzug und die Frauen ihr schönstes Kleid. Da kann es durchaus vorkommen, dass eine Frau im goldenen Gewand nach dem Gottesdienst noch schnell ein riesiges Bündel langer Holzstangen auf dem Kopf nach Hause trägt.
NATURSCHÖNHEIT LIWONDE
Natürlich zieht es uns auch in Malawi in die Natur. Der Liwonde Nationalpark am Shire ist wohl der schönste Naturpark Malawis. Von seiner artenreichen Tierwelt sehen wir während unserer Anreise allerdings nur sehr wenig. Bis auf ein paar Pukus können wir nichts Aufregendes entdecken.

Also entscheiden wir uns für eine ausgiebige Bootsfahrt auf dem Shire am nächsten Morgen und werden reich belohnt.
Gelbe Fieberbäume, mächtige Baobabs und der große ruhige Fluss zaubern trotz der Trockenheit eine wunderschöne Landschaft. Als wir zwei Tage später den Park wieder verlassen, regnet es plötzlich. Aus dem sandigen Staub wird im Handumdrehen klebriger Lehm, der sich hartnäckig an Reifen und Schuhen festsetzt.

Schon eine Stunde später ist der ganze Zauber wieder vorbei und wir erreichen das Liwonde Safari Camp, wo wir ein Date mit unseren lieben Freunden Kathy und Rick aus Kalifornien haben. Sie haben schon eine Menge von der Welt gesehen und touren seit längerem durch Afrika. Kennengelernt hatten wir die beiden letztes Jahr in eSwatini. Jetzt freuen wir uns riesig, sie endlich wiederzusehen und mit ihnen nach Herzenslust zu reden und zu lachen.
Schon am darauffolgenden Tag brechen die beiden auf zu ihrem nächsten Ziel. Sie wollen das Zomba-Plateau und das Mulanje Bergmassiv ansteuern, welche uns die süße Bella als ihre Lieblingsorte in Malawi schmackhaft gemacht hat. Aber schon bald werden wir noch einmal die Freude haben, mit den beiden gemeinsam am Lagerfeuer Geschichten zu tauschen, in Sambia am Ufer des Luangwa.
KNALLGRÜNES LAND
Trockene Dornstrauchsavanne, hohe Fächerpalmen am Fluss, steile Berge und üppige Urwälder – die vielfältigen Landschaftsbilder Malawis verleihen diesem Land seinen ganz besonderen Charme. Im Süden des Landes, in der Gegend um das wirtschaftliche Zentrum Blantyre und die Kleinstadt Mulanje, erstrecken sich selbst jetzt im Winter leuchtend grüne Teeplantagen weit in die Landschaft bis zum Fuße des mächtigen Mulanje Bergmassivs.
Malawi birgt wahre Teeschätze inmitten seiner Berge und liefert reichlich Tee für den Weltmarkt. Tee ist neben Tabak und Zuckerrohr ein wichtiger Exportartikel des Landes. Genussvoll tauchen wir bei Mulanje ein in dieses satte Grün, das im deutlichen Kontrast steht zur kargen Savannenlandschaft wie wir sie gerade erst im Liwonde Nationalpark erlebt haben.
Unweit von Mulanje lassen wir uns nieder, um mit Dani und Didi ein paar gemütliche Tage zu verplaudern. Erst vor kurzem lernten wir die beiden liebenswerten Langzeitreisenden in Sambia auf der Straße zum Südluangwa kennen, als sie uns die Lichthupe gaben. Wir vermuteten zuerst, mit unserem Fahrzeug sei etwas nicht in Ordnung und hielten an. Dann stellte sich heraus, dass sie unser deutsches Nummernschild sofort erkannten und sich deshalb bemerkbar machten. In einem Viertelstündchen waren die ersten Informationen ausgetauscht und wir verabredeten uns lose für ein richtiges Kennenlernen demnächst irgendwo in Malawi. Jetzt ist es soweit und wir genießen die Zeit sehr, die wir jetzt und später noch einmal am Malawisee mit Dani und Didi erleben.
MALAWI LIEGT AM MEER
Malawi ist umrahmt von den Ländern Tansania, Mosambik und Sambia und vom riesengroßen Malawisee. 570 km ist der See lang, 75 km breit und an seiner tiefsten Stelle geht es 704 Meter nach unten. Wir wollen zum südlich gelegenen Cape MacLear, das uns Reisende unterwegs wärmstens empfohlen haben.
Abenteuerlich wird es, als wir uns mit unserem großen Truck durch das kleine, dicht bebaute Fischerdorf Chembe quetschen. Wir überragen mit unserem Fahrzeug die Häuschen und können bequem in die kleinen Innenhöfe blicken, in denen es lebhaft zugeht. Es wimmelt nur so von Menschen, die Kinder winken uns quietschvergnügt zu und der Weg wird enger und enger.
Wir sind hingerissen, als wir schließlich das wunderschöne Eagles Nest Camp erreichen und das große Wasser in seiner vollen Pracht vor uns liegt. Fasziniert beobachten wir das Treiben am kleinen Hafen. Das halbe Dorf scheint hier versammelt zu sein. Die Fischerboote liegen vor Anker, Fisch wird verkauft und Netze geflickt. Kinder springen vergnügt ins Wasser oder reiten mit ihrem Einbaum auf den kleinen Wellen. Die Frauen waschen ihre Wäsche, Töpfe und Kinder im See.
Bevor es Nacht wird und Ruhe einkehrt am Cape MacLear, ruft die Sonne zum großen Finale und zaubert einen Sonnenuntergang der Extraklasse. Wir fühlen uns als wären wir am Meer.

WUNDERSCHÖNES MALAWI
Dieses Land und seine Menschen haben uns vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen. Obwohl Malawi mit vielen, tiefgreifenden Schwierigkeiten zu kämpfen hat, wie Armut, Arbeitslosigkeit, HIV-Infektionen, Bevölkerungsexplosion, politische Unzufriedenheit, fehlende Industrie und vieles mehr, begegnen uns die Menschen mit Freude und Herzlichkeit. Das berührt uns tief.

Von weitem schon winken uns Radfahrer, spielende Kinder und bunt gekleidete Frauen zu. Wir sehen viele Kinder ausgelassen miteinander spielen und lachen. Es ist schön zu beobachten, wie sich die Größeren verantwortungsvoll um die Kleineren kümmern. An der Straße verhalten sich schon die ganz Kleinen vorsichtig, und weinende Kinder sehen oder hören wir nur selten.
Jedes Mal sind wir ganz angetan, wenn uns in einem Dorf Mädchen und Jungs mit ihrer unschuldigen Neugier und ihrer ansteckenden Fröhlichkeit begutachten. Vertrauensselig nehmen sie uns bei der Hand, lehnen sich an uns an, wollen mit uns spielen oder berühren auch mal ganz vorsichtig meine Haare, um zu erfahren wie die sich wohl anfühlen.
Und wir treffen andere begeisterte Reisende, wie die Studenten Fiona und Andreas oder die Weltenbummler Stefan und Anja, mit denen wir angenehme Stunden verbringen dürfen.
Ja, wir erleben tatsächlich das warme Herz Afrikas.
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Hallo ihr Lieben,
Wir sind immer wieder begeistert von den wunderschönen Bildern und den lebendigen Berichten! Wir sind mitten in den vorbereitungen für unseren Marokko Urlaub wo wir hoffentlich ein bisschen Afrika erleben werden.
Passt auf euch auf, ganz liebe Grüsse aus der Schweiz wo seit heute der Herbst angekommen ist mit Schnee bis auf 1700m! Gabi und Peter
Liebe Gabi, lieber Peter,
Schnee?!? Dann nix wie los ins warme Marokko. Die Vorbereitungen und die Vorfreude sind ein sehr schöner Teil der Reise, findet ihr nicht auch? Marokko ist ein faszinierendes Land. Wir sind schon sehr gespannt auf eure Erlebnisse.
Während ihr also gerade aufsattelt, stellen wir uns darauf ein, unser Pferd bald in den Stall zu stellen. In ein paar Tagen geht’s nach Hause, wo uns der Herbst mit offenen Armen und Kälte erwartet – brrrrrr. Hier in Namibia wird es jetzt jeden Tag heißer und die Nächte wärmer.
Liebste Grüße von uns an euch,
Win & Petra
Beste Grüße, sind zurück in der Heimat und schauen uns gern eure Bilder an. Einzigartig war auch unsere Zeit in Malawi. Danke für den heissen Rooibos-Tee.
Hallo ihr Lieben,
welch eine schöne Überraschung! Vielen Dank für eure Nachricht. Wir freuen uns, dass ihr wieder gut zu Hause angekommen seid. Nachträglich von uns noch alles Liebe zu deinem Geburtstag, liebe Nicole, und zu eurem Hochzeitstag! Wir hoffen, ihr habt schön gefeiert. Malawi ist wirklich ein unglaublich schönes Land. Hatten wir nicht alle ein Riesenglück, dass wir das erleben durften?
Gerade lese ich „The Boy Who Harnessed the Wind“ (Film dazu erschien 2019) und tauche noch einmal tief ein in das, was wir in Malawi gesehen und erlebt haben. Kann ich sehr empfehlen.
Liebe Grüße,
Win & Petra
Wie immer … großartiger Bericht! Liebe Grüße aus Wien!!!
Vielen Dank, lieber Franz, freut uns, dass dir unsere Geschichte gefällt.
Liebe Grüße an dich in das schöne Wien,
Win & Petra
Hallo, wiedermal ein top Bericht. Malawi stand schon immer auf unserer to do Liste, ist aber leider immer gestrichen worden. Weiterhin viel Spaß und ich warte schon auf die nächsten Bilder
Grüße
Armin
Hallo Armin,
wieder mal liebe Worte von dir, das freut uns riesig. Danke! Malawi wartet auf dich, du brauchst nur hinzureisen 🙂
Neue Fotos sind schon in Arbeit…
Liebe Grüße (inzwischen wieder aus Namibia),
Win & Petra
Wunderbarst euer Reisebericht, es wird so selten so positiv über diesen unglaublichen Kontinent berichtet, dabei ist es so wichtig, dass auch die Einzigartigkeit und Schönheit gesehen wird. Und das macht ihr ganz hervorragend mit aufregenden Bildern. Danke, dass ich mitreisen darf.
Passt gut auf euch auf
Ingrid
Liebe Ingrid,
über deine schöne Nachricht freuen wir uns sehr, vielen Dank dafür! Malawi ist in der Tat auf seine ganz eigene Weise ein wunderschönes Land, wir haben es sehr genossen.
Nicht mehr lange, dann sehen wir dich bald wieder, das wird ein freudiges Fest 🙂
Ganz liebe Grüße von
Win & Petra