Sonntag, 15. April 2018 | Namibia – Kunene, Kamanjab | Petra
KAOKOVELD UND REGENZEIT
NAMIBIA UNTER WASSER
Es ist Regenzeit, und wir sind live dabei. In den vergangenen Jahren fiel die Regenzeit in Namibia eher schwach aus und brachte nicht genug vom ersehnten Regen. Das Land ist deshalb trocken und seine Natur ausgedörrt. Dieses Jahr trat die Regenzeit nicht nur verspätet ein, sondern auch noch viel heftiger und länger. Wir werden Augenzeugen von weggeschwemmten Schotterstraßen, Regen in der Wüste und von zarten Trieben, die kurz darauf aus dem Wüstensand sprießen.
Nun verstehen auch wir, wie Regenzeit aussieht und was es wirklich bedeuten kann.

Wir fahren von Kamanjab aus über den Grootberg-Pass Richtung Sesfontein. In Palmwag erfahren wir, wegen heftiger Regenfälle sei ein Durchkommen nach Sesfontain unmöglich.
Was nun? Was wird aus unserer Verabredung mit Conny & Tommy? Sie sind bereits mit Connys Bruder Markus, seiner Frau Yvonne und Tochter Ella, die in Namibia ihren Osterurlaub verbringen, vorausgefahren.
Per Telefon bringen wir unseren neuen Treffpunkt in Erfahrung. Sie erwarten uns 36 Kilometer vor Sesfontein in der Khowarib-Schlucht, wo in der Nacht zuvor gewaltiger Regen niederging. Markus, Yvonne und Ella sind seit dem Morgen mit Trocknungs- und Abdichtungsarbeiten beschäftigt. Das Dachzelt ihres Mietcampers hat den üppigen Regengüssen nicht standgehalten.
In Khowarib sehen wir dann mit eigenen Augen die Bescherung. Die Furt bei Khowarib ist durch den Hoanib, die meiste Zeit des Jahres ein trockenes Flussbett, komplett überschwemmt und nicht mehr passierbar.
Auf jeder Seite der Furt warten Autos darauf, möglichst bald wieder weiter fahren zu können. Vielleicht in ein paar Stunden, vielleicht auch erst morgen früh oder sogar noch später. Dachzelte werden aufgeklappt, Campingstühle herausgeholt und das Warten möglichst gemütlich gemacht. Für die Dorfbewohner und die Kinder von Khowarib bedeutet dieses Ereignis eine willkommene Abwechslung ihres Alltags. Sie können mit Fremden quatschen, von den Touristen eine Kleinigkeit oder sogar ein paar Dollar erhoffen und einfach zusehen, was so passiert.
Die Stimmung ist fröhlich und entspannt, ändern lässt es sich ja sowieso nicht.
Um in die Schlucht von Khowarib zu kommen, brauchen wir zum Glück nicht die Furt zu queren, sondern können vorher bequem rechts abbiegen. Die anderen warten schon auf uns. Sie erzählen anschaulich, wie sich der Hoanib von einem winzigen Rinnsal mit einer rauschenden Flutwelle in einen reißenden Fluss verwandelte.
Das ist auch der Grund, weshalb das Befahren eines Flussbetts sehr gut überlegt sein will und gar das Campen im Flussbett kreuzgefährlich sein kann. Selbst wenn kein Regen zu sehen ist, kann von irgendwo her plötzlich eine Flutwelle angerauscht kommen, die durch den Regen in einer anderen Gegend gespeist wird.
Es kann passieren, dass von jetzt auf gleich der Regen alles unter Wasser setzt und schon ein paar Minuten später der Zauber wieder ein Ende hat. Alles Wasser fließt dann schnell ab. Der Boden wird von Sonne und Wind blitzschnell wieder getrocknet.
Oder scheinbar fester Boden verwandelt sich mit dem Regen plötzlich in einen lehmigen, schmierigen Matsch, und der Fuß versinkt bis zum Knöchel.
Wie tief ein Truck einsinkt, möchten wir gar nicht wissen.
AUSFLUG ZUM KAOKOVELD
Nach einer kritischen Prüfung der Wetterprognosen wagt unsere abenteuerlustige siebenköpfige Mannschaft mit unseren drei Fahrzeugen am nächsten Tag die Weiterfahrt ins einsame Kaokoveld. Wir erleben spannende Tage mit wundervollen Offroad-Touren und sagenhaften Landschaften. Wir tauchen ein in steinige Bergwelten und sandige Dünen. Wir bewundern bizarre Wolkenbilder und spektakuläre Gewitterhimmel. Wir übernachten an den tollsten Plätzen und haben herrliche Lagerfeuer. Wir cruisen zwischen den beiden Flüssen Hoanib (südlich) und Hoarusib (nördlich) und beobachten Oryxantilopen, Zebras und Giraffen in freier Wildbahn. Und zum ersten Mal sehen Win und ich Regen in der Wüste.

Foto: Conny
Besonders spannend wird anschließend für Markus, Yvonne und Ella die mehrtägige Rückfahrt Richtung Windhoek. Denn im Flussbett des Gomatum bei Puros fließt zu viel Wasser. An eine Überquerung ist nicht zu denken. Also werden sie nach Sesfontein so zurückfahren wie wir hergekommen sind, über den Fearless-Pass. Kritisch ist der schwarze Regenhimmel in dieser Richtung, der nichts Gutes verheißt. Sie schaffen es trotz wilden Regens und weggespülter Pisten bis Sesfontein, sitzen dort aber endgültig für zwei Tage fest, weil wieder die Furt bei Khowarib die Straße blockiert. Obendrein wird ihr Sprit allmählich knapp und die einzige Tankstelle ist leer gekauft.
Doch es gelingt ihnen in den nächsten Tagen noch rechtzeitig und mit abenteuerlichen Erlebnissen im Gepäck pünktlich den Flughafen von Windhoek zu erreichen.
Ihre Ferien sind zu Ende und unsere Reise geht weiter.
Foto 1: Conny

Foto: Conny
GUT BESCHÄFTIGT
Der eine oder andere mag sich vielleicht schon einmal die Frage gestellt haben: „Was machen die eigentlich den ganzen Tag?“ Natürlich fahren wir nicht nur viel durch die Gegend. Neben Essen kochen, Bücher lesen, Fahrzeug warten, Wäsche waschen, Fotos machen und Landkarten studieren, beschäftigen wir uns auch mit anderen alltäglichen Dingen.
Mal muss ein Grillplatz mit Windschutz gebaut werden, mal sind wir in angeregte Unterhaltungen vertieft. Dann backe ich (neuerdings) auch unser köstliches Brot ein- bis zweimal jede Woche selbst, weil’s in der Wüste einfach kein flächendeckendes Bäckereinetz gibt. Damit wir nicht faul werden, stählen wir unsere Körper täglich (oder so ähnlich) mit Joggen, Fitnessprogramm oder Yoga.
Immer wieder wundern wir uns aufs Neue, wie ein Tag so schnell vorbeiziehen kann.

VERWÜSTUNG IM DESOLATION VALLEY
Connys Bruder mit seiner Familie fliegt gerade zurück nach Deutschland, als wir uns zu viert für Plan B entscheiden, eine Offroad-Tour zum Desolation Valley und durch das Torra Conservancy. Plan A, zusammen für etwa zehn Tage weiter durch das Kaokoveld zu cruisen, muss aufgrund der Wetterverhältnisse warten. Im Norden tobt unaufhaltsam der Regen und spült wieder und wieder Pisten weg.
In dieser Wüstengegend hier hat dagegen der Regen schon Büsche austreiben lassen und zartes Gras hervorgebracht, als treibe der frisch angesetzte Rasen endlich aus. Es ist Herbst im südlichen Afrika, und wir erleben frühlingshaftes Erwachen einer sonst ausgetrockneten, verwüsteten Landschaft.

Wir staunen immer wieder, wie vielseitig das Landschaftsbild selbst einer Wüste sein kann. Dunkles rotbraunes Gestein wechselt sich ab mit hellen Dünen aus feinem Wüstensand, schier unendlich weite Ebenen sind umgegeben von sanften Hügeln und erhabenen Bergen. Rundes Geröll, weicher Sand und scharfe Gesteinsbrocken gestalten unaufhörlich ein völlig neues Bild.
Foto 8: Conny
Tagelang begegnen wir keinem anderen Mensch und zu unserem großen Bedauern auch keinem einzigen Elefant. Unermüdlich halten wir Ausschau nach Tierspuren und Tieren. Springböcke, bunte Vögel und eine einsame Oryx-Antilope erscheinen auf der Bildfläche, ansonsten bleibt es recht ruhig. Dafür stößt Conny im wieder abgetrockneten Flussbett des Huab auf Spuren einer Raubkatze, Gepard vermuten wir. Wie frisch die Spur wohl sein mag? Sehr spannend!
VERSTEINERTES HOLZ
Während unserer ausgedehnten Tour durch die sandigen und steinigen Landschaften macht Tommy bei einem kurzen Pausenstopp eine phänomenale Entdeckung.

Vor ihm liegen die versteinerten Überreste eines Baumes. Ganz deutlich lassen sich die Jahresringe und Astaugen des zerfallenen Baumstammes erkennen, der hier vor vielen Millionen Jahren einmal gewachsen sein mag. Im Laufe der Zeit ist das organische Material des unter Erdschichten luftdicht abgeschlossenen Baumstammes durch Kieselsäure ausgetauscht worden.
In Namibia gibt es einige solcher ’Versteinerten Wälder’ gegen Eintrittsgeld zu besichtigen. Wir bekommen diesen hier kostenlos von Mutter Natur und Tommy präsentiert.
VERLIEBTE GIRAFFEN
Unterwegs Richtung Kamanjab treffen wir auf ein paar Giraffen, die etwas abseits der Piste am Wasserloch ihren Durst stillen. Ein besonderer Blickfang ist ein allem Anschein nach schwer verliebtes Giraffen-Pärchen. Die beiden necken sich gegenseitig und reiben unermüdlich ihre langen Hälse aneinander, schlingen sie mal rechts, mal links um einander. Vielleicht balgen die beiden auch nur spielerisch ganz ohne Gefühlsduselei, wer weiß das schon so genau?
Verliebt finden wir (also ich zumindest) jedenfalls herrlich romantisch.
So viel neckische Spielerei inspiriert uns. Win und ich probieren auch gleich mal aus, wie gut das bei uns so klappt:

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Hallo Ihr Lieben,
Wiedermal wunderschöne Bilder! Passt nur auf Euch auf vonwegen vom Wasser weggeschwemmt!? Weiterhin gute Fahrt und ganz viel schöne Erlebnisse.
Lieb Gruss aus der Schweiz Gabi und Peter
Liebe Gabi, lieber Peter,
klar passen wir auf uns auf. Die Regenzeit ist jetzt wohl vorbei und wir genießen seit Tagen die positive Seite des Regens. Überall grünt es – herrlich!
Wir schicken euch liebe Grüße in den schweizer Frühling,
Win & Petra
Uns bleibt nur zu sagen vielen vielen herzlichen Dank wieder für den sehr schönen netten Bericht und wir werden immer neidischer.
Weiterhin gute erlebnisreiche unfallfreie Reise.Die 2 vom Nemerberg.Macht`s weiter so
Vielen, lieben Dank, ihr 2 vom Nemerberg! Klar, machen wir weiter schon alleine nur wegen euch 🙂
Liebe Grüße,
Win & Petra
Hallo, ganz toller Bericht. Macht richtig Lust wieder loszuziehen
Viele Grüße und weiterhin so schöne Berichte!!!
Hallo, lieber Armin, vielen Dank für deine positive Rückmeldung. Wir bleiben am Ball und werden weiterhin Erlebnisse sammeln.
Viele Grüße!