Mittwoch, 15. August 2018 | Südafrika – Mpumalanga, Sabie | Petra
ZWISCHENLANDUNG IN MOSAMBIK UND ESWATINI
ZOLLFORMALITÄTEN UND MÜDE TIERE
Die neuen Carnets für unseren Truck und unsere Enduro brauchen einen Stempel vom Zoll. Weil es ein Stempel von einem Land außerhalb der Zollunion des Südlichen Afrikas (Südafrika, Namibia, Botswana, Lesotho, eSwatini) sein muss, reisen wir mal eben kurz nach Mosambik ein.
URLAUB AM MEER
Einen Katzensprung hinter der Grenze von Südafrika nach Mosambik liegt Ponta do Ouro – Spitze aus Gold. Die Portugiesen haben diesen Ort wegen seines goldgelben Sandstrandes so genannt. Viele Südafrikaner verbringen gern ihren Sommerurlaub in diesem Badeparadies. Weil aber gerade Winter ist, gibt es nur wenig Urlauber und der Ort gehört weitgehend den Einheimischen.
Derzeit wird die N200 zum Ort komplett neu angelegt, viel breiter und natürlich geteert. Die Chinesen bringen sich offenbar auch in Mosambik fleißig mit großzügiger Unterstützungen beim Straßenbau ein, um sich im Gegenzug von den wertvollen Bodenschätzen des Landes bedienen zu dürfen – Kohle, Bauxit, Eisen, Erdgas, Titan, Tantal, Gold.
Meine offenbar völlig überzogenen Vorstellungen zu diesem relativ bekannten Badeort passe ich der Realität just in dem Moment an, als wir so etwas ähnliches wie den Ortseingang erreichen und kurz darauf auch schon in der Ortsmitte landen.

Sandstraße, improvisierte Verkaufsstände, Bretterverschläge und zum Teil marode Häuser, so ist der ernüchternde erste Eindruck, den wir von der Spitze aus Gold haben. Umso begeisterter sind wir von dem schönen breiten Badestrand, der sich uns am hinteren Ende des Ortes präsentiert. Der türkisblaue Indische Ozean verwöhnt uns mit seinem warmen Wasser und wir genießen es, in den hohen Wellen zu baden.

Als wir dann noch im knallbunten Love Café köstliche Pizza mit einem strahlenden Lächeln serviert bekommen und ganz in Ruhe das lebhafte Treiben auf der Straße beobachten, ist das Eis schließlich gebrochen. Die Sonne strahlt, die Menschen auch. Ponta, wir bleiben und machen Urlaub!
Bis heute ist uns nicht ganz klar, wie die nahende breite Teerstraße jemals in diesen kleinen, schmalen Ort passen soll. Da fehlt uns jegliche städtebauliche Vision. Mal sehen, wie sehr sich alles verändert haben wird, wenn wir mal wieder hier vorbeischauen.
Generell bleibt es spannend, wie sich dieses Land künftig weiter entwickeln wird. Die politischen Umbrüche und der jahrelange Bürgerkrieg in der Vergangenheit haben tiefe Narben hinterlassen. Mosambik zählt nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt, obwohl es in den letzten Jahren einen leichten Aufschwung erlebt. Der Weg ist sicher noch sehr, sehr weit.
Knapp zweihundert Kilometer nordwestlich von Ponta do Ouro verlassen wir wenige Tage später Mosambik am Grenzübergang Namaacha – Lomahasha wieder. Wir queren sozusagen die südliche Spitze Mosambiks einmal von rechts nach links. Der Beamte der Immigration, der unseren Pass zur Ausreise stempelt, verabschiedet uns sehr freundlich und hofft, dass wir bald wieder einmal in sein Land kommen. Das finden wir sehr nett.
Ein weiterer Grenzbeamte erwartet uns schon an unserem Truck. Er spricht überraschenderweise sehr gut Deutsch und begrüßt uns herzlich. Vor vielen Jahren habe der in Wismar als Hafenarbeiter gearbeitet, erzählt er uns. Weil er Deutschland mag, zählen wir spontan zu seinen persönlichen Freunden. Das verhindert letztlich, dass wir von Herren, die unserer Meinung nach lediglich für die Verkehrshaftpflichtversicherung zuständig sind, über den Tisch gezogen werden. Wir sollen Straßenbenutzungsgebühren bezahlen, 100 US-Dollar mit Beleg oder 50 ohne. Nun gibt es aber in Mosambik derartige Gebühren offiziell nicht, wie wir wissen. Wir weigern uns, auch nur einen einzigen müden Cent zu bezahlen. Dank unseres neuen Freundes sind die Diskussionen darüber auch sehr schnell beendet und wir dürfen mit freundlichem Gruß weiter Richtung eSwatini fahren.
WELCOME TO ESWATINI
Weil der Name Swaziland noch als ein Relikt aus der Kolonialzeit gilt, hat König Mswati III., der letzte absolutistische Monarch Afrikas, entschieden, sein Land umzubenennen. Seit 2018, 50 Jahre nach der Unabhängigkeit von Großbritannien, heißt es nun eSwatini, das so viel wie Land der Swasi bedeutet.
Nach Gambia ist eSwatini der kleinste Staat des afrikanischen Festlandes, mit einer Fläche von 17.363 Quadratkilometern etwas kleiner als das Bundesland Sachsen und ein Binnenstaat innerhalb Südafrikas. So viel zu den Fakten.
Persönlich erleben wir eSwatini und seine Menschen, die emaSwati, als sehr freundlich und aufgeschlossen.
Die liebenswerte Peace begrüßt mich spontan mit „Hello Sisy“ (Sister), als sie sich unseren Truck ansieht. Sie besucht mit ihren vier bis sechs Jahre alten Schützlingen, wie wir auch, den Hlane Royal National Park und erzählt uns, dass sie gerade damit beschäftigt sei, eine Pre-School (Vorschule) aufzubauen. Sie sei auf der Suche nach Sponsoren, um ihre wichtige Arbeit für die Kleinen leisten zu können. Sie freut sich über die Buntstifte, die wir ihr mitgeben, und die kleinen Stickerbilder. Die will sie als Fleißbildchen zur Belohnung verwenden, wenn ein Kind etwas besonders gut gemacht hat.
Wir freuen uns in den Naturparks über die wunderbaren Tierbegegnungen, über die herrlichen Möglichkeiten zum Wandern und immer wieder über die netten Menschen, mit denen wir ins Gespräch kommen.

Eine Gruppe von fünf Nashörnern im Hlane Royal National Park scheint sehr müde zu sein und bietet uns direkt vor dem Wasserloch am Camp eine beeindruckende Schlafshow. Selbst von den vielen quirligen Schulklassen, die in dieser Woche zum Abschluss des Schuljahres eifrig Exkursionen in die Parks des Landes unternehmen, lassen sich die Rhinos nicht aus der Ruhe bringen.
Und wir wissen durch aufmerksame Beobachtung nun, dass auch Nashörner ganz kleine Augen kriegen, wenn sie schläfrig sind. Irgendwie süß, so ein verschlafenes Nashorn.
Schulklassen aller Jahrgangsstufen kommen jedes Jahr im August für einen Tagesausflug aus dem kleinen Königreich angereist, besuchen die Parks und lassen es sich bei einem ausgiebigen Picknick gut gehen. Die Kinder lernen erst etwas über die Tiere ihrer Heimat, dann wird ordentlich aufgekocht und gegessen, vergnügt gespielt und viel gesungen.

Im Mlilwane Camp kuscheln sich rund um das abendliche Lagerfeuer die Warzenschweine und wärmen ihre Borsten. Auf unserer Pirschfahrt treffen wir auf Hippos, die gemeinsam mit Krokodilen wohlig in der Sonne braten. Und als ich laut darüber nachdenke, dass dieser Platz am See der ideale Stellplatz zum Campen wäre, zeigt mir Win das Krokodil, das etwa drei Meter vor uns am Ufer im Gras schläft (oder so tut also ob). Okay, wohl doch kein so toller Platz.
SPIELPLATZ DER FANTASIE
Einen ganz anderen Augenschmaus entdecken wir bei Mahlanya im schönen Ezulwini Valley, das House on Fire, eine außergewöhnlich bunte Kulturstätte. Auf der ehemaligen Farm gibt es einen botanischen Garten, eine Skulpturensammlung, ein hübsches Café, eine Galerie, kleine Shops mit geschmackvollem Kunsthandwerk und nette Cottages zum Übernachten.

Das Herzstück aber ist der ebenso farbenfrohe Konzertsaal, in dem immer wieder auch internationale Musiker auftreten. Die Betreiber selbst nennen das House on Fire einen Spielplatz der Fantasie. Der Look erinnert uns an die Werke des spanischen Architekten Antoni Gaudí in Barcelona. Schade, dass ausgerechnet heute, wo wir da sind und Zeit hätten, kein Konzert stattfindet. Das wäre richtig cool.
WANDERN TRÖSTET
Trost kann uns jetzt nur noch eine Wanderung spenden. Dafür ist das Malolotja Nature Reserve wie gemacht. Bei einer schönen 16-Kilometer-Tour genießen wir die herrliche Aussicht bis weit hinein in die Berge der südafrikanischen Provinz Mpumalanga. Wir arbeiten uns bis zum Malolotja Wasserfall vor bzw. über 400 Höhenmeter hinunter und anschließend wieder zurück zu unserem Truck.

Im Malolotja lernen wir eine quirlige Truppe von Wanderern aus Südafrika kennen, die sogar schon einmal den 42 Kilometer langen Otter-Trail in Südafrika und die 5-Tages-Wanderung im Fish River Canyon in Namibia gemeistert haben, eine berüchtigte Tour, die gut vorbereitet sein muss. Die sollen wir unbedingt noch machen, empfehlen sie uns „wärmstens“, vielleicht nicht gerade im Sommer, wenn es dort bis zu 50 Grad heiß sein kann. Gute Idee, aber vorher wandern wir erst mal unter die erfrischende Dusche.
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Hallo Ihr Beiden,
Wieder mal Hammer Bilder und Komentare. Wir sind neidisch!
Gebt auf Euch Acht und bis bald Gabi und Peter
Liebe Gabi, lieber Peter,
klar passen wir auf, und wir sind schon sehr neugierig auf euren Bericht mit Bildern von der Bretagne.
Viel Spaß wünschen wir euch dort!
Liebe Grüße,
Win & Petra
Thank you for the photo
Pleasure, Dirk, you’re very much welcome.
Win & Petra