Montag, 4. Juni 2018 | Botswana – North West District, Maun | Petra
SAFARI IM OKAVANGO DELTA
EIN UNVERGESSLICHES ERLEBNIS
Botswana ist berühmt für seine atemberaubende Tierwelt, seine großen Wildparks und für das einzigartige Okavango Delta. In Botswana gibt es die größte Elefanten-Population Afrikas und das Delta ist eines der größten intakten Binnenflussdelta-Systeme der Erde. Im Vorfeld haben wir viel darüber gelesen und auch eine gewisse Vorstellung dazu entwickelt. Dass es aber so unglaublich spannend und aufregend für uns werden wird, das hätten wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können.
WIR MACHEN PAUSE
Seit ein paar Tagen stehen wir in Maun, einem Ort, der alles hat, was seinen Bewohnern und den Touristen so nützt. Win und ich lassen es ruhig angehen und genießen die Gemütlichkeit hier am Thamalakane River. Es ist schön für uns, hier vielen freundlichen Menschen zu begegnen, die so gerne lächeln. Bei Hilary‘s, einem hübschen Café, gibt es obendrein umwerfend köstliche Salate und Sandwiches. Das leckere Brot und die süßen Kuchen sind selbst gebacken, alles schmeckt herrlich! Nebenan betreibt Hilary ein Ballettstudio und gibt auch Unterricht, wir beschränken uns aber lieber auf die Sandwiches.
WIR HEBEN AB
Bei einem Scenic Flight mit einer kleinen Propellermaschine erleben wir das Okavango Delta aus der Luft. Von oben entdecken wir enorm viele Elefanten und Antilopen, sehen riesige Herden von Büffeln und bekommen eine Idee von der unermesslichen Weitläufigkeit des Deltas. Jetzt ist die Zeit, in der das Delta allmählich vom Wasser aus Angola geflutet wird, das die Regenzeit mit sich gebracht hat. Etwa im Juli werden die Flüsse und Becken im Delta ihren Wasserhöchststand erreicht haben.

JETZT ODER NIE
Die Entscheidung, uns für eine 3-Tages-Safari im Okavango Delta anzumelden, kommt so spontan, dass selbst wir mehr als überrascht sind. Chris und Michael, die wir in Maun treffen, liefern uns abends am Lagerfeuer dafür die Initialzündung und schon am übernächsten Tag um 8.45 Uhr fliegen wir zum Last-Minute-Spartarif in das Vumbura Plains Camp ziemlich weit im Norden des Deltas. Dorthin gelangt man nur mit dem Flugzeug.

Wir sind aufgeregt wie Erstklässler am ersten Schultag und ahnen noch nicht wirklich, was uns erwarten wird. Drei Tage voller faszinierender Tierbegegnungen, duftender Landschaften, dramatischer Sonnenauf- und Sonnenuntergänge, liebenswerter Menschen und (natürlich) auch eine schlammige Autopanne mit dem Safarifahrzeug halten uns in Atem. Wow!

WIR GEHEN AUF SAFARI
Es sind nur drei Tage, die sind jedoch mit so vielen Erlebnissen gespickt, dass es für ein ganzes Leben reichen würde. Schon bei unserem ersten Game Drive am Abend um 16.00 Uhr nach dem High Tea (Tee, Kaffee, herzhafte Snacks und süße Kuchen) kommen wir aus dem Staunen und Schauen nicht mehr raus.

Mit dem Safariauto verlassen wir das Camp und tauchen ein in eine unglaublich reiche Tierwelt. Wir stoßen auf alte Bekannte wie Giraffen, Elefanten, Zebras und begegnen neuem Getier, das wir noch nie zuvor „in Echt“ gesehen haben.
Unser Guide Willy fährt uns mitten durchs Wasser, um uns eine riesengroße Herde Büffel zu zeigen, die er durch den dichten Busch erspäht hat. Bei aller Neugier ist Vorsicht angesagt, denn Büffel können ohne Vorankündigung von jetzt auf nachher in Wallung geraten und aus dem Stand losdonnern.

STRAFFES PROGRAMM
Bei einer Safari ist Faulsein nicht angesagt. Die Tiere im Busch sind Frühaufsteher, deshalb werden wir jeden Morgen um 5.30 Uhr geweckt, Frühstück gibt es um 6.00 Uhr, und dann geht es los zum mehrstündigen Morning Game Drive.
Mittags wartet im Camp das Mittagessen auf uns, und danach machen wir es wie die Tiere im Busch – wir halten Siesta. So ein Game Drive ist nämlich durchaus anstrengend und macht müde.
Am späten Nachmittag steht der Evening Drive auf dem Programm. Wieder sind wir mehrere Stunden unterwegs auf der Suche nach Tieren. Willy ist unser Erklärbar und weiß immer etwas Beeindruckendes über die wild lebenden Tiere und ihr Verhalten zu erzählen.
Wir haben großes Glück und treffen während unserer Pirschfahrt unter anderem auf eine schöne Leopardin. Sie hat heute eine Antilope gerissen und sich den Bauch ordentlich vollgeschlagen. Jetzt sieht es ganz so aus als leide sie unter unangenehmem Völlegefühl. Sie weiß gar nicht so recht, wie sie sich am besten „abhängen“ soll.

Am nächsten Morgen besuchen wir sie wieder. In der Morgendämmerung liegt sie unter dem Baum. Sie schmust liebevoll mit ihrer Tochter. Die Kleine will spielen und übt dabei Anschleichen und Beutemachen. Uaaaah!
WASSERFAHRT IM EINBAUM
Wie wäre es mal mit einer romantischen Flussfahrt im Mokoro, einem Einbaum? Der freundliche, zurückhaltende Alko ist unser Poler, er ist hier geboren und kennt das Okavango Delta wie kein anderer. Mit einer langen Holzstange schiebt er unser Mokoro sanft durch das ruhige Wasser, und aus einer Seerose bastelt er mir eine bildschöne Halskette, deren Zauber schon in drei Tagen verblüht sein wird. Nur die Erinnerung daran wird für immer bleiben.
Nach wie vor ist das Mokoro am Okavango ein wichtiges Transportmittel. Traditionell wird ein Mokoro aus einem 100 bis 500 Jahre alten Mokutshumo-Baumstamm geschnitzt. Heute werden diese schwimmenden Taxis meist aus Fiberglas hergestellt. Das macht das Mokoro einerseits leichter und haltbarer, andererseits werden die für den Lebensraum wertvollen Bäume geschützt.

Wir genießen die herrlich leise Mokoro-Fahrt zwischen Schilf und Seerosen. Hier lernen wir die kleinen Schilffrösche kennen, die nur etwa drei Zentimeter groß sind und in der Dämmerung ziemlich laute Klickgeräusche machen. Das klingt wie die kleinen Knackfrösche aus Blech, mit denen wir als Kinder spielten. Knick-knack!
HAARIGER JÄGER
Dass wir auf einer unserer morgendlichen Pirschfahrten völlig überraschend an dieser Tüpfelhyäne vorbeicruisen, ist großes Safariglück. Tagsüber sind Hyänen nämlich eigentlich nicht einfach so anzutreffen. Wir sind ziemlich überrascht von ihrer beeindruckenden Größe.
Hyänen fressen Kadaver mit Haut und Haaren und jagen manchmal im Rudel Zebras oder Antilopen. Ihre Beute zerreißen sie mit ihren scharfen Zähnen bei lebendigem Leib. Auch für einen einzelnen Menschen können sie lebensgefährlich sein, wenn sie im Rudel über ihn herfallen. Na dann, Mahlzeit!

MUTTER NATUR
Nicht nur während unserer Pirschfahrten meint es Mutter Natur gut mit uns und zeigt uns viele spannende Lebewesen aus nächster Nähe. Auch mit ihren malerischen Sonnenuntergängen schöpft sie aus dem Vollen. So etwas haben wir noch nie gesehen!



TIEFES LOCH
Auch ein erfahrener Guide kann ins Schwitzen kommen, wenn er einen Moment lang nachlässig ist. Weil Willy nicht rechtzeitig die Differenzialsperre des Safariautos zugeschaltet hat, sitzen wir bei einer abendlichen Wasserdurchfahrt plötzlich in einem Loch fest. Das Fahrzeug fährt weder vor- noch rückwärts. Da muss der Wagenheber ran, viele dicke Holzäste zum Unterlegen und ein zweites Safariauto, das Willys Karre aus dem Schlamassel zieht. Wir alle hoffen, dass Löwen oder Hyänen unsere missliche Lage nicht ausnützen und uns nicht auffressen. Ein gelegentlicher Blick über die Schulter kann da wohl nicht schaden.

KÖNIG DER TIERE
Willy, unser Guide, erzählt uns, vier Löwenbrüder seien wieder in das Revier zurückgekehrt, aus dem sie seit Tagen verschwunden waren. Einen der vier treffen wir in der Nähe einer großen Büffelherde. Er macht sich über einen toten Büffel her und beißt sich genüsslich bis zu dessen Eingeweiden durch. Ob er seine Brüder zum Dinner rufen wird?

Am darauffolgenden Morgen ist der Löwe verschwunden, und nun sind seine drei Brüder mit dem Büffel-Kadaver beschäftigt. Es war nicht ihr Bruder, der sie zum Essen gerufen hat, die Aasgeier haben ihnen die Mahlzeit verraten.

Besonders spannend wird es für uns, als ein stattlicher, satt gefressener Löwe sich langsam, aber zielstrebig unserem Fahrzeug nähert. Die vielen Fliegen auf seinem Fell sind ihm lästig. Ob er unter unserem Auto vielleicht Ruhe vor ihnen finden kann? Er ist nur noch einen winzigen Meter von mir entfernt. Mein Atem wird flacher und meine Augen größer. Wir sollen uns nicht bewegen und ganz leise sein, rät Willy. Ich halte die Luft an. Der Löwe zögert, überlegt – und dreht schließlich ab. Mann, das kostet Nerven!

MUTTER UND KIND
Ohne männlichen Anhang streifen zwei Löwinnen mit ihren Jungen umher. Es ist die Mutter mit ihrer erwachsenen Tochter, die beide kleinen Löwennachwuchs haben. Es ist wunderschön, sie dabei zu beobachten wie sie die Jungen säugen, sie im Zaum halten und mit ihnen schmusen.

Die kleine Survivor ist tatsächlich die Kleinste und kann sich beim Säugen einfach nicht gegen ihre kräftigeren Geschwister und Cousins und Cousinen durchsetzen. Sie steht deshalb unter dem besonderen Schutz ihrer Mutter. Willy erzählt uns, sie sei einmal für vier Tage spurlos verschwunden gewesen, und die Befürchtung lag nahe, eine Hyäne könnte sie gerissen haben. Dann tauchte sie zur Freude aller wieder auf. Sie war ganz schwach und winzig, aber sie hat überlebt. Deshalb wird sie von den Guides heute liebevoll Survivor (Überlebende) genannt.
Wie alle Kinder tollen auch Löwenkinder wild herum. Survivor ist da keine Ausnahme, und manchmal muss ihre Mutter aufpassen, dass die anderen nicht übertreiben. Sei vorsichtig, Kleines!
NICHT ALLTÄGLICH
Wir haben ja schon einige Pirschfahrten in Wildreservaten selbst mit unserem Truck gefahren und dabei tolle Tierbegegnung erlebt. Dennoch ist diese Art einer Safari anders. In einem offenen Fahrzeug zu sitzen, nicht selbst fahren zu müssen und von einem professionellen Guide geführt zu werden, der sich auskennt, Spuren und Tiere lesen kann, das macht es enorm komfortabel. Zudem hat der Guide die Ausnahmegenehmigung, für die Sichtung besonderer Tiere die offiziellen Tracks verlassen zu dürfen. Um dabei die wilden Tiere möglichst unbehelligt zu lassen, dürfen sich pro Sichtung nur maximal drei Fahrzeuge nähern. Die verhältnismäßig geringe Zahl an Besuchern lässt so eine Safari gegenüber anderen Parkbesuchen zusätzlich zu etwas ganz Besonderem werden.

Das Camp Vumbura Plains ist naturnah und behutsam in die Landschaft eingebettet. Es ist überwiegend aus Holz gebaut, hat eine offene, schlichte Architektur und ist geschmackvoll eingerichtet. Tagsüber kommen gelegentlich Elefanten zu Besuch und nachts lassen die Hippos deutlich von sich hören.
Diese Safari war für uns ein einmaliges und unvergleichliches Erlebnis!
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Liebe Pet und Win – sind gerade über eurer Botswana Safari – wow!!! Spontan sagte Rita: warum verschieben wir unsere Seidenstrassen Tour nicht und verschiffen ins südliche Afrika? Euer toller Blog beinhaltet „Gefahren“!!!
Schade dass unser Treffen nicht geklappt hat – ganz liebe Grüße aus dem Allgäu
Rita und Rudi
Hallo ihr Lieben,
Botswana und das Okavango-Delta haben uns tatsächlich wahnsinnig gut gefallen, die Tierwelt ist einmalig schön und beeindruckend.
Und ja, wir hätten euch auch sehr gern wiedergesehen und haben euch am See vermisst. Aber wir holen unser Wiedersehen einfach nach – aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Lasst es euch gut gehen und habt viel Spaß auf eurer nächsten Tour. Es geht ja schon bald los…
Liebe Grüße,
Win & Petra
Hallo Petra & Win,
das sind ja fantastische Tieraufnamen. Besser können es auch Profis nicht!!!
Weiterhin alles Gute
Armin
Danke, lieber Armin,
wie schön, dass dir unsere Fotos so gut gefallen. Da macht das Fotografieren gleich noch mehr Spaß!
Viele Grüße in die Heimat,
Win & Petra
Hallo Petra u Win,
ja da habt ihr was schönes erleben dürfen,sei es die geführte Tour mit dem festsitzen im Schlamm oder die atemberaubende Natur mit ihren Tieren besonders von oben erweckt in mir ein besonderes Kribbeln,den so ähnlich durfte ich das in den 90ger Jahren erleben,auch ihr werdet noch lange daran errinnert werden,aber ihr habt ja so eine tolle Reise das ihr lange braucht das Erlebte zu verarbeiten.Danke für den netten Bericht und die tollen Aufnahmen,weiterhin gute Reise
Liebe Grüße vom Nemerberg
Danke, liebe Jeane, lieber Robert,
es ist immer wieder schön, von euch eine Nachricht zu bekommen und zu wissen, dass ihr uns auf unserer Reise begleitet. Es stimmt tatsächlich, so viele Erlebnisse, die dürfen wir auch erst einmal verarbeiten. Wahrscheinlich brauchen wir danach erst einmal Urlaub :-))
Liebe Grüße aus Botswana,
Win & Petra