Mittwoch, 14. August 2019 | Malawi – Nkhata Bay Distrikt, Kachere Kastle | Petra
PARADIES SOUTH LUANGWA
SAMBIAS REICH DER WILDEN TIERE
25.–29. Juli 2019 | Experten schätzen den Südluangwa Nationalpark wegen seines großen Tierreichtums. Das macht uns neugierig und so wollen wir uns selbst ein Bild vom berühmtesten Tierschutzgebiet Sambias machen. Weil es im Park keine Campingmöglichkeit gibt, gönnen wir uns einen Aufenthalt in einer der Lodges. Das Lion Camp liegt im nördlichsten Teil des Parks am oberen Ende der Lion Plains inmitten weiten Graslands zwischen hohen Leberwurst- und Mahagonibäumen.
STILVOLL CAMPEN
Für unser Vorhaben, ein paar Tage direkt im Nationalpark zu wohnen, wenden wir uns an Karibu Safaris, die Agentur unseres Vertrauens. Jessica Sears empfiehlt uns das Lion Camp, eine sehr schöne, erlesene Eco-Lodge. Keine Woche später werden wir herzlich von der reizenden Dottie in der Lodge empfangen.
Die ästhetische, offene Architektur aus Holz, Zement und Stroh und die aparte Einrichtung der Lodge gefallen uns auf Anhieb. Jedes Accessoire sitzt an der richtigen Stelle und zaubert diese wunderbare, afrikanische Atmosphäre. Eine sanfte Brise trägt den Duft der Pflanzen und das Zwitschern der Vögel zu uns herüber. Wir genießen den herrlichen, freien Blick auf die Landschaft und beobachten grasende Elefanten, badende Flusspferde, springende Impalas, flatternde Wasservögel und umherziehende Puku.

Unsere Gastgeber Vicky und Wayne sind Südafrikaner wie sie im Bilderbuch stehen – herzlich, entspannt, witzig und charmant. Zusammen mit ihrem gut gelaunten, aufmerksamen Team verwöhnen sie ihre Gäste in der Wildnis Afrikas. Es ist wie im Traum.
Ob ausgiebige Pirschfahrten bei Sonnenaufgang und -untergang, eine morgendliche Wanderung durch die Wildnis, entspanntes Ausruhen auf der gemütlichen Terrasse oder köstliches Essen bei Kerzenschein – wir genießen jeden einzelnen Augenblick.

LEBERWURST IN AFRIKA
Apropos Essen und genießen: Der Leberwurstbaum ist wohl eines der witzigsten Gewächse Afrikas, nicht nur wegen seines Namens. Seine steinharten Früchte erinnern tatsächlich an gewaltige Leberwürste.

Sie sind so groß und schwer wie ein ordentliches Stück Brennholz. Keiner möchte so ein knüppelhartes Exemplar auf den Kopf bekommen. Dekorativ hängen sie an langen Pflanzenfäden vom Baum herab, schön wie für eine Gartenparty geschmückt. Flusspferde lieben sie. Bei ihren ausgedehnten Landgängen in der Nacht naschen diese schweren Pflanzenfresser die heruntergefallenen Früchte vom Boden. Oft fahren wir bei unseren Pirschfahrten an diesen stattlichen Wurstbäumen vorbei. Am liebsten würde ich ein paar dieser Leberwürste mit nach Hause nehmen als Souvenir und interessante Deko.
KAMPF UMS ÜBERLEBEN
Eine Leopardin und ihr Junges halten sich gerade ganz in unserer Nähe auf, wie wir von unserem Guide Innocent und anderen begeisterten Lodge-Gästen erfahren, die sie schon gesehen haben. Bei der abendlichen Pirschfahrt begegnen wir den beiden dann auch und werden Augenzeugen einer dramatischen Auseinandersetzung. Eine Hyäne schleicht umher und lauert, während Mutter und Kind ihren Durst an einem kleinen Wasserloch stillen. Sie hat es entweder auf die Beute der Leopardin abgesehen oder notfalls auch auf das Leopardenjunge.

In dieser gefährlichen Situation startet die Leopardin entschlossen einen scharfen Angriff gegen die Hyäne, obwohl sie weiß, dass sie im Ernstfall keine Chance gegen dieses kräftige Raubtier hätte. Aber als kluge Mutter weiß sie auch, dass sie mit diesem geschickten Ablenkungsmanöver ihrem Kind einen überlebenswichtigen Vorsprung einräumen kann. Das Junge tut zum Glück genau das, was Mama ihm beigebracht hat. Es flüchtet in die Sicherheit eines hohen Baumes. Die Gefahr scheint vorerst gebannt.
Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang besuchen wir die beiden wieder und noch immer schleicht die Hyäne gierig umher. Mutter Leopard liegt völlig entspannt unter einem Baum, denn sie weiß ihr Junges und die Beute gut aufgehoben. Auf einem Ast hoch über ihr hängt die Beute ab, ein Impala, mausetot. Die Leopardin hat es wohl in der vergangenen Nacht gerissen. Auf einem anderen Ast turnt das kleine Raubkätzchen herum, schmust unten mit seiner Mama und genießt dann wieder die Aussicht von oben. Morgenidylle bei Familie Leopard.
Plötzlich kommt Unruhe auf. Die Mutter ist in höchster Alarmbereitschaft, als ihr Junges über ihr im Baum genüsslich an der Beute frisst. Falls ihr Kind oder die Beute herunterfallen sollte, ist sie fertig zum Sprung, um es wieder nach oben zu bringen bevor die Hyäne zuschlagen kann. Fressen und gefressen werden – die Wildnis ist faszinierend und unbarmherzig zugleich.
DIE SCHÖNHEIT DER WILDNIS
Es sind so viele schöne und bewegende Eindrücke, die wir hier erleben dürfen. Sei es der würzige Duft von trockenem Gras, von sandigem Staub oder sonnengegerbtem Holz. Sei es das magische Licht der Sonne oder der geheimnisvolle Dunst zwischen den Bäumen. Sei es ein bunter Vogel oder das lebhafte Zwitschern eines ganzen Vogelschwarms. Sei es eine Herde stattlicher Büffel oder eine Gruppe stiller Pukus. Immer ist es faszinierend oder spannend oder aufregend. Win und ich hegen inzwischen einen schlimmen Verdacht. Wahrscheinlich sind wir süchtig! Süchtig nach Elefanten, Leoparden, wilden Tieren und Safari.
MUTTERGLÜCK BEI DEN LÖWEN
Bei unserer Morgenwanderung entdeckt Innocent, unser Guide, Löwenspuren. Unsere kleine Wandertruppe folgt gespannt den Spuren, kann jedoch die Löwen nicht entdecken. Erst am nächsten Morgen, als wir wieder mit Innocent im Safari-Fahrzeug durch die Landschaft streifen, verfolgt er weitere Spuren, überlegt und lenkt das Fahrzeug suchend weiter. Kurze Zeit darauf erspäht er sie – eine Löwin. Und ein Junges. Nein, es sind sogar zwei Junge! Bei noch genauerem Hinsehen zählen wir vier Löwinnen und fünf Löwenkinder unterschiedlichen Alters. Das ist ein absoluter Glückstreffer – Wahnsinn!
Geschickt manövriert Innocent das Fahrzeug durch einen ausgetrockneten Flussarm, um möglichst nah an die Tiere heranzukommen. Da liegen sie vor uns. Die Kleinen saugen schmatzend und mit zufriedenem Brummeln an den Zitzen einer Löwin. Sie turnen unter- und übereinander, und jedes Löwenkind versucht den besten Platz zu ergattern. Es spielt für sie überhaupt keine Rolle, welche Mutter zu welchem Baby gehört, gegessen wird da, wo es Milch gibt.
Die anderen drei Löwinnen liegen derweil träge daneben, zu so früher Stunde sind sie noch nicht ansprechbar. Erst etwas später erheben sie sich und belecken sich gegenseitig mit der Löwenmutter am Kopf und im Gesicht. Es ist ihre Art, das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe zu pflegen. Die Kleinen sind inzwischen satt und und tollen abenteuerlustig umher.
Wir lassen uns viel Zeit und beobachten ausgiebig das amüsante Naturschauspiel. Es ist einfach zu schön!

Am darauffolgenden Abend lernen wir auch noch den Vater der kleinen Löwenkinder kennen, ein stattlicher Kerl. In der Hitze des Tages waren die Löwen faul und schliefen im hohen Gras, zusammengekauert in einem Nest. Jetzt, wenn sich die Sonne verabschiedet und es kühler wird, werden sie nach und nach munter. Die kleinen Löwen blicken erwartungsvoll zu ihrem Vater, der ein Stück abseits von ihnen geruht hat. Ob sie wohl gleich mit ihm spielen dürfen?

DIE SANFTEN RIESEN
Wenn wir unser Lieblingstier benennen sollten, dann ist es neben dem bildschönen Leoparden wohl auch der imposante Elefant. Diese riesigen und zugleich empfindsamen Tiere haben es uns einfach angetan. Sie zu beobachten erfüllt uns mit tiefer Freude.

Hier im Nationalpark haben wir jede Menge Möglichkeiten den Dickhäutern zu begegnen. Ob als Einzelgänger am Wegesrand beim Blätterfressen, als Herde am Flussufer beim Baden, als fürsorgliche Mutter-Kind-Gruppe auf der Wiese oder als lautlose Parade durch den Wald. Jedes Mal ist es eine besondere Begegnung und immer ein „großes“ Ereignis, im wahrsten Sinn des Wortes.
Bekanntlich lieben Elefanten Bäder im Schlamm, um ihre Haut vor Sonne und Parasiten zu schützen. Bei einem unserer abendlichen Pirschfahrten erleben wir beinahe hautnah so ein Pflegeritual. Vor uns duscht sich ein Elefantenbulle ordentlich mit Schlamm. Er benutzt dazu nicht nur einen kräftigen Strahl aus seinem Rüssel. Auch sein Vorderfuß leistet wertvolle Dienste, wenn es darum geht, sein bestes Stück gut mit Schlamm zu bedecken. Wie viel Spaß der junge Mann hat, zeigt sich deutlich als er sich mit seinem ganzen Körper genussvoll im Schlamm räkelt, mit den Ohren rudert und Kopf und Rüssel lustvoll hin und her wirft.
Schließlich ist sein Bad beendet und der Elefant setzt seinen Weg zielstrebig fort. Und zwar genau auf unserem Weg in genau unsere Richtung. Zügig steuert er auf uns zu. Wie gebannt folgen wir seinen gemächlichen Bewegungen und halten fast die Luft an. Jetzt heißt es Nerven bewahren, bloß keinen Lärm machen, den frisch gebadeten Koloss ja nicht erschrecken. Ich will nicht einmal mehr den Auslöser der Kamera drücken, weil das leise Klick vielleicht schon zu viel Geräusch sein könnte. Innocent flüstert leise und eindringlich: „It’s okay, it’s okay, it’s okay!“, um Win und mich um Himmels Willen ruhig zu halten. Als der Riese nur zehn Zentimeter neben dem Auto lautlos an mir vorbeischreitet, spüre ich einen kleinen Spritzer Schlamm, der auf meinem Arm landet. Ups, das ist schon verdammt nah an der Wildnis.

Alle drei sind wir total aufgedreht nach dieser aufregenden Begegnung. Innocent gesteht uns, dass so eine Situation auch für ihn als Guide trotz seiner jahrelangen Erfahrung immer etwas heikel ist, weil er nie weiß, wie cool die Gäste bleiben werden. Denn wenn sie in Panik geraten, wird der Elefant in Panik geraten, und dann kann so eine Situation gefährlich aus dem Ruder laufen. Mann, Mann, Mann, ist das irre. Irre schön!
WIR SAGEN DANKE
Vielen, vielen Dank an alle, die uns diese glückliche Zeit und die unvergesslichen Erlebnisse im South Luangwa und im Lion Camp geschenkt haben. Wir werden uns immer sehr gern daran erinnern.
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Boahh, tolle und schöne Erlebnisse welche ihr da habt. Ja solche Begegnungen mit der Tierwelt fehlt uns hier in Indonesien. Da freuen wir uns auf Australien mit seiner höchst giftigen fauna.
Wir hoffen auf weitere tolle Bilder und Berichte von euch zwei.
Liebe Grüsse aus Sumatra
Beat&Beatrice
Hallo, liebe Beatrice & lieber Beat,
vielen Dank für eure netten Grüße! Von den Tiererlebnissen können wir einfach nicht genug bekommen, das hat wirklich Suchtpotenzial. Indonesien ist sicherlich landschaftlich superschön. Für wann habt ihr Australien geplant?
Liebe Grüße,
Win & Petra