Donnerstag, 06. Juni 2019 | Namibia – Region Khomas, Windhoek | Petra
QUER DURCH SÜDAFRIKA
VON DER KÜSTE IM OSTEN IN DIE WÜSTE IM WESTEN
Mit Elan sorgen wir für unser eigenes Kontrastprogramm. Nachdem wir erfrischende Tage an der schönen Dolphin Coast verbracht haben, reiten wir zügig in nur fünf Tagen über 1.500 Kilometer in den Westen, um in die Kalahari zu kommen. Im Kgalagadi Transfrontier Nationalpark wollen wir wilde Tiere erleben (mal wieder) und von dort aus dann nach Namibia einreisen.
EIN RIESENGROSSES LOCH
Von Durban aus führt unser Weg durch üppig grüne Hügellandschaften und quer durch weites, recht flaches Farmland. Schon bald genießen wir herrliche Blicke auf die altbekannten Drakensberge, und zwei Fahrtage später rollen wir auf schnurgerader Teerstraße Hunderte von Kilometern durch die Grüne Kalahari, eine wenig besiedelte, trockene und ebene, von lockerem Buschwerk übersäte Landschaft, die uns nur ab und zu mit einer kleinen Siedlung und am Ende dann doch mit einer Hügellandschaft und sogar mit einer Weinanbau-Route überrascht, je näher wir an den Oranje (Orange River) kommen.
Für Kurzweile sorgen wir mit einem Abstecher nach Kimberley, die Stadt, die als Diamantenstadt Berühmtheit erlangte und mit einem gigantischen Loch von sich reden macht. Löcher-Besichtigungen gehören sonst nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen, aber „The Big Hole“ erweist sich dann doch als äußerst interessant. Es ist der vermutlich größte und tiefste von Menschenhand über Jahrzehnte gegrabene Minenkrater der Welt. Einer der größten Diamantenfunde der Welt im Jahre 1871 auf der Farm der De Beers-Brüder löste in Kimberley das große Diamantenfieber aus. In den folgenden Jahrzehnten schaufelten Diamantenschürfer 2.722 Kilogramm Diamanten ans Tageslicht. Während der Boomjahre waren bis zu 50.000 Digger am Werk und gruben so dieses riesengroße 240 Meter tiefe Loch. Heute werden nur noch in sehr geringem Umfang von der Minenfirma Petra Diamonds (brillanter Firmenname, übrigens!) mit moderneren Methoden Diamanten gefördert.

Die spannende Geschichte rund um „The Big Hole“ und den Diamantenrausch lassen wir uns bei einer geführten Tour auf anschauliche und charmante Weise von Jacky erzählen. Wir tauchen ein in Kimberleys Anfangsjahre, in denen mit dem Zustrom unzähliger Glücksritter sehr raue Sitten herrschten und es alles andere als gemütlich war. Und wir erleben die Jahre der Blüte und des Wohlstands. Einige historische Wellblechhütten und Häuser aus der Zeit als Kimberley eine wohlhabende Kleinstadt mit Straßenbeleuchtung war, wurden vor dem Verfall geschützt und sind im Freilichtmuseum originalgetreu wiederaufgebaut. So spazieren wir durch einen hübschen kleinen Ort, der damals alles hatte, was es so zum Leben brauchte: eine Bank, ein Pub, ein Bekleidungsgeschäft für Damen, einen Herren-Ausstatter, den Barbier, einen Schuhladen, eine Schmiede, natürlich eine Kirche sowie ein Bestattungsinstitut, das Büro eines autorisierten Diamantenhändlers, ein komplett eingerichtetes Wohnhaus, sogar eine Straßenbahn und eine ganze Menge mehr.
Ein berühmter Mann, der in Kimberley mit kaufmännischem Geschick und List ein unermessliches Vermögen erwirtschaftete, war der junge Cecil Rhodes aus England, der später sogar Premierminister der Kapkolonie, dem heutigen Südafrika, wurde.
Mit diesen spannenden Eindrücken – jedoch ohne einen einzigen auch noch so kleinen, funkelnden Diamanten im Gepäck (mmmpf!!) – sind wir bereit für die nächsten Kilometer.
EIN RIESENGROSSES ERLEBNIS
Zwei Tage und rund 660 Kilometer später erreichen wir unser letztes großes Etappenziel bevor wir Südafrika westlich verlassen und nach Namibia einreisen. Wir sind gespannt und voller Vorfreude auf den Kgalagadi Transfrontier Park, ein 36.000 Quadratkilometer großer Park, der zu beiden Seiten des unterirdisch fließenden Nossob im Grenzgebiet von Südafrika und Botswana liegt. Rote Sanddünen und Steppenlandschaft mit Wüstengräsern, Schirmakazien und wilde Tiere zeichnen diesen Naturpark aus. Ganz besonders sind es die dunkelmähnigen Kalahari-Löwen, die Jahr für Jahr viele Besucher anziehen. Ob wir wohl einen zu Gesicht bekommen werden?

Mit wilden Tieren ist es wie mit dem Wetter, eine Garantie, sie zu sehen, gibt es nie. In diesem Jahr hat es wie so oft nur sehr wenig geregnet. Es herrscht große Trockenheit und viele der Wildtiere scheinen nördlich gezogen zu sein in der Hoffnung auf mehr Wasser und Nahrung. Tierisch gesehen ist es also eher ruhig, und dennoch werden wir auf unseren Pirschfahrten und an den Wasserlöchern mit den faszinierendsten Geschöpfen der Natur belohnt. Einige davon haben wir noch nie zuvor in Echt gesehen.
Und wieder ist das Glück auf unserer Seite als wir eines frühen Morgens diesem Prachtexemplar eines Kalahari-Löwen für einige Zeit bei seinem Morgensparziergang beobachten können. Majestätisch schreitet er über den Dünenkamm hinunter in die trockene Ebene und präsentiert sich uns in seiner beeindruckenden Anmut.

Natürlich haben wir nicht nur die tollsten Tierbegegnungen, sondern treffen auch auf viele freundliche Menschen. Es gibt immer einen Grund zum gemütlichen Plauschen oder zum herzhaften Lachen, so wie mit den vier Freunden Elna, Freddie, Gary and Rika aus Südafrika, die wie wir hier auf Entdeckungsreise sind.
Nach neun wundervollen, sehr entspannten Tagen in dieser herrlichen Umgebung verlassen wir schließlich am Grenzübergang Mata Mata den Nationalpark und Südafrika. Einen Stempel später sind wir zum dritten Mal für eine Zeit lang Gast in Namibia.

NAMIBIA HAT UNS WIEDER
Bevor wir bald in die große Stadt Windhoek fahren, lassen wir uns schon 20 Kilometer hinter Mata Mata für zwei Tage im Camp der Kalahari Game Lodge am trockenen Flussbett des Auob nieder. Wir genießen die Abgeschiedenheit und den würzigen Duft namibischen Wüstenstaubs nachdem es ein paar Tropfen geregnet hat. Tagsüber ist es herrlich warm, aber nachts lässt es sich nicht leugnen: es ist Winter auf der Südhalbkugel.
Hier treffen wir auch auf Iris und Walter aus der Schweiz, die wir tags zuvor im Kgalagadi Transfrontier Park beim Plausch am Wasserloch kennengelernt haben. Von ihnen lassen wir uns nicht nur ein spannendes Brettspiel beibringen, sondern auch das Kochen im gusseisernen Potjie (sprich: Poikie) am Lagerfeuer. Herrlich, so ein ausgesprochen schmackhafter Gemüseeintopf und ein geselliger Winterabend in Namibia!

IN DER GROSSEN STADT
Wir fühlen uns gleich wie Zuhause als wir am nächsten Spätnachmittag den südlichen Stadtrand Windhoeks erreichen, der Hauptstadt Namibias. Eingebettet zwischen Bergen glänzt die Stadt im warmen Licht der Sonne und heißt uns herzlich willkommen.
Einige Kleinigkeiten wollen wir hier im wirtschaftlichen und politischen Zentrum des Landes in den kommenden Tagen erledigen. Wobei für uns hauptsächlich der wirtschaftliche Teil von Bedeutung ist – Einkaufen, Material für unseren Truck besorgen, Fahrzeugpflege, Wäschewaschen usw. Das Urban Camp mitten in der Stadt ist hierfür der ideale Standplatz und noch dazu ein sehr schöner. Uns gefällt es hier, und wir mögen Windhoek.
Unsere To-do-Liste ist mittellang und wir arbeiten sie zügig ab, damit wir für unsere Weiterfahrt in den Norden Richtung Caprivi gerüstet sind. Unser Truck bekommt seit Monaten mal eine Wagenwäsche, um ihn von Seesalz und Wüstensand zu befreien. Wir schauen bei Karin und Kola von KN Garage im nördlichen Industriegebiet vorbei und lassen uns stabile Transporttaschen für unser Feuerholz, die Unterlegkeile und unsere kleine Tischplatte nähen. Die Ersatzventile für unsere Reifen sind auch schnell besorgt und bei Superspar in der Maerua Mall stehen wir gleich mit zwei (!) Einkaufswagen voller Lebensmittel an der Kasse. Während Win mit seinen Arbeiten am Fahrzeug sehr erfolgreich ist, repariere ich unseren Sonnenrollo im Wohnzimmer endgültig kaputt – reife Leistung.
So viel Fleiß darf gefeiert werden bei Braai und Bier – Prost!
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Hallo Ihr Zwei, wie immer ist es super spannend Eurer Reise zu folgen – vielen Dank dafür. Der Löwe ist sehr beeindruckend, von wo aus konntet Ihr ihn beobachten?
Liebe Grüße, derzeit aus Schweden
Michaela und Peter
Hallo liebe Michaela, lieber Peter,
vielen Dank für eure nette Nachricht. Wir sind auch immer gespannt auf eure News und lesen eifrig. Den Löwen haben wir vom Fahrerhaus aus beobachtet und sind ihm entlang des Weges etwa zwei Kilometer weit behutsam gefolgt. Das war ein aufregendes Erlebnis.
Wir senden euch liebe Grüße und alles Gute. Bis bald!
Win & Petra