Samstag, 7. September 2019 | Namibia – Region Otjozondjupa, Otavi-Berge | Petra
SCHLAFLOS IN NAMIBIA
DER KLEINE MUDUMU NATIONALPARK
01. – 03. September 2019 | Sambia haben wir vergangene Woche verlassen und nun sind wir wieder in Namibia. Allmählich rückt der Tag unserer Heimreise nach Deutschland näher. Gute zwei Wochen bleiben uns noch, und die wollen wir voll auskosten. Wir beschließen, den kleinen Mudumu Nationalpark zu erkunden, der uns in jeder Hinsicht richtig groß überrascht.
KLEIN ABER FEIN
Der Mudumu Nationalpark liegt hoch oben in Namibias Norden, in der Region Sambesi, wo Namibia an Sambia, Simbabwe und Botswana grenzt. Mit seinen 730 Quadratkilometern ist er wirklich kein großer Park, dafür umso spannender. Es gibt dort nämlich keinen Zaun, der vor wilden Tieren schützen könnte. Das macht das Campen im Park ganz besonders interessant.
Nur drei Plätze stehen zur Verfügung. Sie liegen einen und drei Kilometer weit auseinander und bieten weder Wasser, Strom noch sonstige Versorgung – Buschcamp eben. Alles muss also selbst mitgebracht und nichts darf zurückgelassen werden. Die Tracks im Park und zu den einsamen Stellplätzen führen zum Teil durch tiefsandiges Gelände und können nur mit 4×4-Fahrzeugen befahren werden.

Für unsere Sicherheit sind wir natürlich selbst verantwortlich. Bei jedem Schritt und Tritt müssen wir achtgeben, dass wir nicht aufgefressen werden. Die Gefahr lauert überall, denn hier wohnen nicht nur Antilopen, Gnus und Paviane. Auch Flusspferde, Elefanten, Löwen, Leoparden, Geparden und Hyänen nennen den Mudumu Nationalpark ihr Zuhause.
Weil auch die Wildnis ihre bürokratische Ordnung hat, melden wir uns vor Eintritt in den Park im Büro des Parkrangers an. Wir entrichten die erstaunlich günstige Eintrittsgebühr von insgesamt 12 Euro für zwei Tage und erhalten per Stempel die Genehmigung, auf Platz Nummer 3 direkt am Ufer des Kwando campen zu dürfen. Also nichts wie rein ins Abenteuer!
LEBHAFTE TIERWELT
Schon wenige Kilometer abseits der geteerten Transitstraße auf einer Sandpiste bleiben wir abrupt stehen, um nicht mitten in eine Herde Elefanten mit Jungtieren zu geraten, die im Busch Blätter und Äste verspeisen.
Meine große Hoffnung, wenigstens ein paar Elefanten hier anzutreffen, wird also von Anfang an erfüllt. Dass es in den nächsten zwei Tagen und Nächten gut dreihundert Dickhäuter sein werden, die wir von unserem Platz aus mal weiter weg, mal in unmittelbarer Nähe beobachten werden, davon ahnen wir bei dieser ersten Begegnung nichts.

Anders als in den anderen Parks, fahren wir hier nicht durch die Gegend, sondern richten uns gemütlich auf unserem Platz 3 ein. In schwungvollen Windungen schlängelt sich vor uns der Kwando durch die weite Landschaft. Im sonst so ausgedörrten Namibia ist das ein ganz besonders schöner Anblick. Außerdem kühlt das zumindest optisch die Hitze des Tages, immerhin klettert das Thermometer schon auf 36 Grad.

Überall zwitschern die schönsten Vögel, von denen es hier rund 370 verschiedene Arten gibt. Im Wasser vor uns grunzen die Flusspferde und hinter uns nähern sich Zebras, Säbel- und Pferdantilopen, Kudus und Gnus, um am Fluss ihren Durst zu löschen oder das goldgelbe Gras zu fressen. Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen, und wir können nicht aufhören zu schauen und zu staunen.
Immer wieder erscheinen Elefanten auf der Bildfläche. Am Flussufer zählen wir in der Ferne manchmal dreißig und sogar fünfzig dieser beeindruckenden Giganten. Auch direkt neben uns tauchen sie auf, größere und kleinere Herden von acht, zwölf oder auch zwanzig Tieren mit niedlichen Elefantenkindern mittendrin.
Sie sind nicht zu hören, wenn sie in einer Parade ihre massigen Körper auf leisen Sohlen durch den Busch bewegen, aber plötzlich sind sie da. Dann tauchen sie ihre langen Rüssel in das kühle Nass des Kwando und gießen Wasser Liter um Liter in sich hinein. Deutlich können wir das tiefe Rumpeln in ihren Bäuchen hören, mit dem sie sich untereinander verständigen.
Sie wissen, dass wir da sind. Dann halten sie inne und prüfen die Sicherheitslage. Gelegentlich streckt sich ein Rüssel in unsere Richtung und nimmt unseren Geruch auf. Sie beobachten uns sehr genau und legen größten Wert darauf, dass wir ihre Komfortzone respektieren. Ein unmerkliches Kommando der Matriarchin beendet irgendwann das erfrischende Vergnügen, und die Herde zieht sich zügig in den Busch zurück. So geht das mehrmals am Tag.

Sogar nachts sind sie dicht bei uns, dann verrät sie das Rascheln der Blätter und das Knacken der Äste, die sie in rauen Mengen verschlingen.
UNHEIMLICHE STILLE
Wenn die Sonne untergeht und es sehr schnell sehr dunkel wird, lauschen wir dem Gesang der Zikaden und amüsieren uns über die kräftigen Grunzlaute der Flusspferde. Millionen Sterne glitzern am Himmel über uns und ein kleines Lagerfeuer knistert gemütlich zu unseren Füßen. Ja, wir geben es zu, auch ein Hauch Unbehagen schleicht sich hier und da in unsere Gedanken, weil es gar so finster ringsherum ist. Freiheit, Gefahr und Abenteuer – Buschcampen hat seinen ganz eigenen Reiz.

Dass wir nachts nicht wirklich tief und fest schlafen können, hat zwei Gründe. Entweder lauschen wir angestrengt in die ungewohnte, totale Stille der Nacht mit der Hoffnung auf wenigstens ein ganz kleines Geräusch. Oder die große Horde Paviane im Baum über uns macht mal eben schnell dermaßen Radau, dass wir davon wach werden. (Wenn ein Pavian hustet, dann klingt das übrigens wie das Husten eines alten Mannes.) Zum Glück ist das alles halb so wild in der Wildnis und wir schlummern dann doch noch sanft bis in den kühlen Morgen.
EIN BESONDERS SCHÖNER ABSCHIED
Tag und Nacht sind wir mit den Tieren so gut wie allein. Nur zwei Fahrzeuge können wir tagsüber einmal am Aussichtspunkt, der einen Kilometer weit entfernt ist, sehen. Ein weiteres fährt zielstrebig an uns vorbei. Sonst herrscht die totale Einsamkeit. Wir fühlen uns, als gäbe es den ganzen Park nur für die Tiere und uns. Irgendwie ist das ziemlich cool, oder?
Am Tag unserer Abreise erleben wir dann noch eine außergewöhnlich schöne Abschiedsszene. In der Morgendämmerung schreitet eine große Elefantenparade langsam, leise und sehr wachsam ganz nah an unserem Camp vorbei. Sie bleiben kurz stehen und sehen uns an. Es scheint beinahe so, als sagten sie zum Abschied leise „Servus!“.

Und als wir später die Sandpiste verlassen, um auf die Transitstraße des Parks abzubiegen, präsentieren sich vor uns im Gras und auf der Straße sechs bildschöne Wildhunde mit ihren großen, runden Ohren.

Aus ihren braunen Augen sehen sie uns neugierig an. Was für ein seltener Moment! Ich habe noch nie zuvor welche in Echt gesehen und Win bisher auch nur zweimal.

Es fällt uns nicht leicht, diesen wunderbaren Ort zu verlassen. Wir hoffen sehr, ihn bald wieder einmal besuchen zu können.

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Hallo Petra, hallo Win.
So, es ist geschafft. Ich habe über Ostern all Eure Berichte gelesen. Wunderbar. Gut geschrieben und sehr schöne Foto´s.
Bei mir ist es leider noch nicht so weit. Nicht mal der Ausbau ist angefangen, aber die Reise begleitet mich nachts schon im Traum.
Ich habe mit Begeisterung Eure Wetkarte auf der Fahrerseite – und den Trubel an der Grenze damit – wahrgenommen. Bei mir ist nur Europa uns etwas Asien geplant, da meine Hauptroute mal der Pamir-Highway werden soll. Der Airbrusher steht schon am Start. Mal sehen ob es an Euer Kunstwerk rankommt.
Was plant Ihr demnächst. Habt Ihr den MAN wieder retourgeführt oder ihn in Namibia stehen lassen?
Beste Grüße und toi,toi,toi.
Thomas
Hallo Thomas,
du fleißiger Leser, vielen Dank für deine Nachricht und deine lieben Worte!
Über deine Reisepläne wollen wir gern mehr erfahren. Bei uns sieht es aktuell so aus, dass wir Ende Mai nach Namibia wollen zu unserem Truck, der dort seit einem Jahr gut behütet und geduldig auf uns wartet, bis wir wiederkommen. Auf Namibia und das Herumreisen freuen wir uns schon sehr – es hat uns richtig gefehlt im vergangenen Jahr.
Wir melden uns bei dir per Mail und schicken liebe Grüße,
Win & Petra
Hallo Ihr Lieben,
ich kann’s kaum erwarten euch wieder hier zu haben!
Herrliche Erlebnisse bringt ihr mit, bin gespannt wie lange ihr es im zivilisierten Nürnberg aushaltet! 😉
Bis hoffentlich ganz bald
Barbara
Hallo, liebe Barbara,
wir sind auch schon ganz aus dem Häuschen vor lauter Vorfreude auf daheim 🙂 Mach dir bitte keine Sorgen, Nürnberg wird uns sehr gut gefallen. Du weißt doch, die Mischung macht’s: Wildnis und Gemütlichkeit im Wechsel.
Wir sehen uns schon in wenigen Tagen – yippie!
Bussi,
Petra
Hi ihr Zwei, du schreibst so vergnüglich aus dem Herzen, es ist wirklich eine Freude dir zu lauschen und dabei die hoch professionellen Fotos betrachten zu dürfen. So schön ist unsere Welt, es ist so wichtig, dass wir das nicht vergessen und ihr beide legt Zeugnis davon ab, seid ganz herzlich bedankt dafür. Wir sehen uns ja dann in Gokarna?
Herzlichst
Ingrid
Liebe Ingrid,
über deine lieben Worte freue ich mich sehr, vielen Dank dafür. Schön, dass dir unser Blog gefällt. So macht das Erzählen gleich noch mehr Spaß.
Wir sind voller Vorfreude, dich bald in Gokarna zu sehen. Lass es dir gutgehen!
Bis bald,
Win & Petra
Hallo Ihr Lieben,
Nachhause? Die Bilder sind ja wieder sehr schön, ich glaube bald ihr seid so richtig vernarrt in Afrika und die Elefanten!? Bis bald und kommt gut Nachhause Gabi und Peter
P.s. Wir sind vom 3.10-2.11 in Marokko
Danke, liebe Gabi, lieber Peter,
ihr habt uns ertappt, wir können tatsächlich nicht genug von der Tierwelt hier bekommen. Es ist immer wieder faszinierend und nie langweilig, weil es immer anders ist. Hat durchaus Suchtpotenzial.
Toll, dass es bei euch bald losgeht. Nehmt unbedingt ausreichend Senza Parole mit, denn sowas könnt ihr in Marokko nicht bekommen… 😉
Liebste Grüße
von Win & Petra
Oh Ihr Beiden,
das ist ja ein Abenteuer nach dem anderen,puuuh. Herzliche Grüße aus Germany und noch so viele Erlebnisse wünscht und sendet Euch Toni Auer
Lieber Toni,
wir freuen uns so sehr, dass du dich meldest. Das ist einfach schön, danke dir!
Ja, der Mudumu Park hat uns richtig viel Spaß gemacht, das war großes Wildnis-Kino.
Wir wünschen dir auch eine schöne Zeit und alles Gute.
Liebe Grüße nach Germany von
deiner Petra & deinem Win
Hi ihr Zwei ist immer wieder sehr schön eurer Erlebnisse zu lesen…
Vielleicht treffen wir uns mal zum Essen in Nbg…LG Micha
Hallo Micha,
es ist immer wieder schön, von dir eine Nachricht zu bekommen. Lieben Dank dafür, das freut uns sehr! Klar treffen wir uns in Nürnberg. Wir melden uns, wenn wir da sind.
Bis bald,
Win & Petra