Donnerstag, 16. Mai 2019 | Südafrika – KwaZulu-Natal, Salt Rock | Petra
ZURÜCK IN SÜDAFRIKA
SCHÖN WIEDER HIER ZU SEIN
Afrika hat uns wieder. Win ist seit März schon zurück in Südafrika und ich seit April. Die sechs Monate zu Hause in Deutschland haben wir beide sehr genossen. Den zeitlichen Vorsprung im März nutzte Win, um unser Fahrzeug technisch wieder auf Reisemodus zu trimmen. Außerdem, und das ist das Allerbeste, genoss er zwei fantastische Wochen Papa-Kind-Urlaub mit seiner Tochter Lisa, so wie früher, als Lisa noch ein kleines Mädchen war und sie zusammen mit dem Wohnmobil an die Adria oder nach Frankreich reisten. Was die beiden bei ihrem kuscheligen Südafrika-Urlaub so erlebten, kannst du hier nachlesen.
Es ist herrlich, nun wieder in Afrika zu sein. Die letzten Wochen sind wie im Flug vergangen. So viele schöne Landschaften haben wir gesehen, so vielen wunderbaren, herzlichen Menschen sind wir begegnet, und so viele tolle Eindrücke haben wir gesammelt. Was haben wir bloß für ein Glück!
WILDES TIERLEBEN
Dieses Mal wollen wir mehr Zeit im Kruger National Park verbringen als bei unserem ersten Besuch im August 2018. Ganze vierzehn Tage lang genießen wir die wilden Tiere im riesigen Naturpark und die Gemütlichkeit unseres Tagesablaufs. Wir brauchen nichts weiter zu tun als spannende Tiere zu beobachten, am Lagerfeuer zu sitzen und mit unseren fröhlichen Nachbarn im Camp zu plaudern. Henk schenkt uns zum Abschied einen gewaltigen Spanngurt für unseren Truck – kann man immer gebrauchen! – und verrät uns einen tollen Metzger in Gravelotte. Von Heinrich bekommen wir gute Tipps für unseren anstehenden Besuch im Kgalagadi-Transfrontier Park. So macht es uns Spaß!
Nashörnern, Löwen, Leoparden, großen und kleinen Vögeln, unzähligen Antilopen, Gnus, Büffeln, Hyänen, Elefanten und sogar einem Chamäleon begegnen wir auf unseren vielen Pirschfahrten und an den unterschiedlichen Wasserlöchern. Stundenlang gucken und schauen wir, entdecken jede Menge oder auch mal nix.


DAS GROSSE FRESSEN
Einmal beobachten wir einen Gepard, der gerade ein Impala erlegt hat und seine Beute bewacht. Als er kraftvoll seine Zähne in das Fleisch der kleinen Antilope stößt und es sich schmecken lässt, tauchen am Himmel immer mehr Aasgeier auf. Eine ganze Schar, vielleicht 50 oder mehr, bringt sich in Position, um mit dem Gepard und einem Schakal um den Leckerbissen zu streiten. Aber die Rangfolge ist klar: erst darf der Gepard, dann der Schakal und was übrig ist, gehört den Geiern.

ZU FUSS IN DER WILDNIS
Besonders aufregend finden wir die Bushwalks, bei denen wir mal zu viert, mal zu sechst mit zwei Guides und ihren geladenen Gewehren durch die Landschaft streifen, morgens um sechs. Mit gespannter Aufmerksamkeit und schweigend folgen wir im Gänsemarsch unseren Guides durch den Busch. Außer Vogelgezwitscher und das Rascheln unserer Schritte im trockenen Gras ist nichts zu hören. Da, Löwenspuren! Aber leider – oder zum Glück – sind keine Löwen in Sicht. Dort hinten beobachtet uns ein scheuer Schakal. „Hört ihr diesen Ruf? Das sind Hyänen, die vielleicht gerade in unsere Richtung laufen.“ Wir lernen Pflanzen und ihre Heilwirkung kennen, scheuchen eine Herde Zebras auf und untersuchen die Hinterlassenschaften von Nashörnern mal etwas genauer. Jack, unser Guide, hat einige spannende Stories mit Tierbegegnungen auf Lager und erzählt sie so anschaulich, als hätten wir sie selbst erlebt. So ein Bushwalk hat was und lässt sich mit einem Spaziergang in unseren heimischen Wäldern einfach nicht vergleichen.
SCHEINANGRIFF
Auf einem unserer Game-drives taucht einmal unerwartet eine Elefantenherde mit einigen Jungtieren direkt vor unserem Truck auf. Wir bleiben sofort stehen und beobachten die Stimmung der Tiere gespannt. Haben wir sie erschreckt? Oder sind sie über unser Auftauchen verärgert? Elefantenkühe mit Jungen können nämlich sehr gefährlich werden, wenn sie Gefahr für den Nachwuchs fürchten. Alles scheint jedoch ruhig, bis dieser kleine Kerl vor uns heftig mit seinen großen Ohren rudert, trompetet und auf uns zustürmt – zweifellos ein Scheinangriff, zumindest ein zaghafter. (Zugegeben, auf dem Foto wirkt der kleine Angeber sehr niedlich.)

Als wir gerade noch abwägen, ob wir besser stehen bleiben oder ganz langsam rückwärtsfahren sollten, erschrickt der kleine Held selbst vor seiner Courage, läuft davon und stolpert dabei fast über seine eigenen Füße. Das sieht sehr lustig aus. Die großen Elefanten lassen sich derweil in keiner Weise beim Fressen stören und schieben unaufhörlich Äste und Blätter in ihre Mäuler.

IM LAND DER REGENKÖNIGIN
Wir fahren nach Tzaneen, dem Früchtekorb des Landes mit seinem subtropischen Klima. Unweit von hier beschützen seit dem 16. Jahrhundert die Regenköniginnen, auch bekannt als die Modjadjis (Modjadji bedeutet: die Frau, die der Sonne gehört), die Region um das kleine Modjadji Cycad Nature Reserve. Sie sorgen dafür, dass es in dieser Gegend genug Regen für Wasserfälle gibt und grüne Wälder sowie Avocados, Bananen und andere Früchte üppig gedeihen können. Die künftige Regenkönigin Masalanabo Modjadji ist gerade mal 12 Jahre alt und wird ihr Amt erst 2026 übernehmen können, wenn sie die Lubedo-Sitte vollständig erlernt hat.
Auf dem Weg nach Tzaneen machen wir natürlich Halt beim Metzger in Gravelotte, wie von Henk empfohlen, und füllen unseren Fleischvorrat mit bestem Qualitätsfleisch auf. Vom überaus freundlichen Metzger wiederum erhalten wir den Tipp, uns den über 2.000 Jahre alten Baobab in der Nähe anzusehen und auch noch beim ehemaligen Wohnhaus von Paul Kruger vorbeizuschauen. Das steht um die Ecke in Leydsdorp, einer alten Goldgräbersiedlung. Dort treffen wir auf ein nettes Paar aus Südafrika, das uns wärmstens das ausgesprochen charmante Mountain Café am Magoebaskloof-Pass hinter Tzaneen empfiehlt.
Als wir später auf der Suche nach unserem geplanten Camp nicht fündig werden und in Haenertsburg vor einem Wohnhaus anhalten, um die Karte nochmals zu studieren, spricht uns die Hausbesitzerin an: „Habt ihr euch verfahren?“ – „Nicht direkt, wir können nur die Zufahrt zur Bali Will Will Farm nicht finden.“ Da ruft sie lachend: „Wartet, ich hole euch die Besitzerin!“, geht ins Haus und präsentiert uns Francis, die Farmbesitzerin, die dort gerade zum Kaffeeklatsch zu Besuch ist. Sie verrät uns, wo’s langgeht und verabredet sich für später mit uns auf der Farm. So einfach ist das hier in Südafrika!
JANE GOODALL UND DIE SCHIMPANSEN
Noch erfüllt von den herrlichen Tiererlebnissen im Kruger Park nutzen wir unseren Aufenthalt in Nelspruit dazu, das Jane Goodall Institut zu besuchen. Es ist eine Auffangstation für traumatisierte Schimpansen, die als Zirkustiere, in Versuchslaboren oder im Rahmen des Bush-Meat-Handels missbraucht wurden. Sie bekommen in dieser geschützten Umgebung wieder ein besseres Tierleben zurück und werden bis an ihr Lebensende hier bleiben. In freier Wildbahn könnten sie nämlich nicht überleben, das haben sie nie gelernt.
Besucher sind als stille Beobachter willkommen und können viel über Schimpansen und ihre Lebensweise lernen. Von unserem Guide, der uns entlang des abgezäunten, weitläufigen Geländes führt, erfahren wir interessante, berührende und amüsante Geschichten über jeden einzelnen der hier lebenden Schimpansen, über sein jeweiliges Schicksal und seine individuellen Charaktereigenschaften oder Gewohnheiten. Es besteht kein Zweifel, Mensch und Affe sind sich sehr ähnlich.
MAL KURZ NACH SWASILAND
So allmählich wollen wir uns Richtung Südosten an die Küste bewegen. Das lässt sich wunderbar mit einem kurzen Abstecher in das schöne Königreich eSwatini (Swasiland) mit seinen überaus freundlichen Menschen verbinden. Wir waren letztes Jahr im Winter schon mal da und finden es auch dieses Mal mit mehr Grün wieder wunderschön. Am Grenzübergang Josefsdal-Bulembu erleben wir den gemütlichsten Grenzübergang aller Zeiten. Als wären wir sonntags im Garten bei jemandem zu Besuch, werden wir bei der Einreise nach Swasiland herzlich von einem Beamten begrüßt, unsere Pässe gestempelt, und weiter geht‘s.
Gemütlich ist es auch mit Anne und Heiner, zwei fröhliche, weit gereiste Traveller aus Deutschland, die nach drei Jahren so allmählich mal wieder nach Hause müssen, wie sie sagen. Wir treffen sie das erste Mal im Malolotja Nature Reserve und danach in der Milwane Wildlife Sanctuary. Zu viert plaudern wir uns am Lagerfeuer in die Nacht und beobachten dabei das liebevolle Brotbacken der beiden im gusseisernen Dutch Oven. Ob wir uns auch so einen schweren Bräter anschaffen sollen? Mit ihm soll man hervorragend auf feuriger Glut kochen, braten und backen können.
DIE SCHLACHT AM BLUTFLUSS
Keine zwei Tage später melden sich Birgit und Jürgen bei uns, die sich mit ihrem MAN auch Richtung Küste bewegen. Wir verabreden uns im uMkhuze Game Reserve und genießen zusammen gemütliche Stunden und schöne (Reise-)Geschichten. Bald brechen die beiden in Richtung Mosambik auf und wir in Richtung Blood River, wo uns ein Stück südafrikanischer Geschichte erwartet.
Am 16. Dezember 1838 kämpften in der grausamen Schlacht am Fluss Ncome 464 Voortrekker geschützt hinter einer Wagenburg mit Kanonen gegen die Speere von 10.000–15.000 Zulu-Kriegern. Während die Voortrekker dabei nur drei Verletzte zu beklagen hatten, verloren in nur sieben Stunden über 3.000 Zulu ihr Leben. Ihr Blut gab dem Ncome (Zulu) fortan den Namen Blood River bzw. Bloedrivier (Afrikaans).

Heute erinnert ein Monument aus 64 Ochsenwagen aus Bronze an diese blutige Zeit, sowie zwei Museen, eines, das die Geschehnisse aus Sicht der Zulu und eines, das sie aus der Sicht der Buren schildert.
Die Reconciliation Bridge (Brücke der Versöhnung) über den Blood River verbindet als Symbol der Versöhnung und Hoffnung für die Bürger Südafrikas die beiden Museen und die Geschichte der Voortrekker und Zulu miteinander.
DELFINE IM OZEAN
Wind und Sonne treiben uns schließlich ans Meer, zügig auf der R68/R66 und der N2 vorbei an riesigen, grünen Zuckerrohrfeldern. Es ist wie Urlaub als wir in Tugela Mouth und in Salt Rock am Strand sitzen, auf den Ozean blicken und den Delfinen zusehen wie sie schwungvoll durchs Wasser gleiten. Auch die Schulkinder haben mächtig viel Spaß, und wir amüsieren uns köstlich über ihre quietschvergnügte Freude. Es ist Herbst in Südafrika, und an der Küste nördlich von Durban ist die Sonne tagsüber trotzdem wohlig warm und die Nächte angenehm. Richtiges Urlaubsfeeling!
WIR SAGEN DANKE
Es ist immer wieder ein wunderbares Geschenk für uns, unterwegs so vielen freundlichen, hilfsbereiten, warmherzigen Menschen zu begegnen, die uns mit Rat und Tat, guten Tipps, einem fröhlichen Lächeln oder angenehmen Gesprächen den Tag verschönern.

Wir denken dabei zum Beispiel an unsere lieben Freunde
- Sue und Ingo, die uns und unseren Truck so lange gut behütet haben
- Alex, der uns mit den richtigen Lacken und Informationen versorgt hat, und an seine schöne Mutter Frederica, eine coole Frau „mit Eiern“, Buschpilotin und Offroaderin
- Henk und Heinrich, die uns viele gute Tipps gegeben haben
- Birgit und Jürgen, die wir hoffentlich bald wieder sehen werden
- Anne und Heiner, die uns den Abend verschönert haben
- Johan von der Hippo Waterfront Lodge, der uns mit unserer defekten Starterbatterie die bequemste Fahrzeugpanne aller Zeiten ermöglicht hat
- Peggy, die mit ihren neunzig Jahren vor Lebensfreude sprüht und mit der Kiaat Campsite in Hazyview einen der schönsten Campingplätze betreibt
- Vimal und seine Familie, die uns mit ihrer Warmherzigkeit und Freundlichkeit sehr berührt haben
So könnten wir noch ewig weiter schreiben. Danke also an alle Menschen, die unser Leben so sehr bereichern!
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Hallo Ihr beiden,
Schön von euch zu lesen und die schönen Bilder zu sehen! Es muss ja wirklich wunderschön sein in Südafrika!? Wir wünschen euch noch ganz viel schöne Erlebnisse und haltet uns auf dem laufenden.
Liebe Grüsse aus der Schweiz Gabi und Peter
Liebe Gabi & lieber Peter,
über euren Kommentar freuen wir uns wie immer riesig. Lieben, lieben Dank dafür. In der Tat hat uns Südafrika ganz schön um den Finger gewickelt, und wir genießen es sehr. Nur noch ein paar Tage, dann werden wir Namibia erreichen und dort ein paar Wochen touren.
Wir melden uns bei euch und senden euch liebe Grüße in die wunderschöne Schweiz,
Win & Petra
Vielen lieben Dank für den netten Bericht mit herrlichen Bildern, schön dass ihr wieder unterwegs seid und wir freuen uns auf eure weiteren Abenteuer.Viel Glück dazu!
Auch wir sind wieder mobil mit einem WoWa aber nur noch ein bisschen in Europa!
mit freundlichen Grüßen Jeane u Robert
Liebe Jeane, lieber Robert,
wie gut, dass ihr jetzt auch wieder unterwegs sein könnt und einen Wohnwagen habt. Wir sind ganz sicher, dass ihr euch die schönsten Plätzchen in Europa aussuchen werdet. Dabei wünschen wir euch ganz viel Freude! Vielen Dank für eure liebe Nachricht. Wir denken gern an euch und senden liebe Grüße,
Win & Petra
Liebe Pet und Win,
wirklich schrecklich ….. wieder auf der Straße, wieder einmal das Schönste zu sehen, was die Welt zu bieten hat … Flora, Fauna, Ruhe und Raum und das in gegenseitiger Gesellschaft … Freiheit zu gehen und zu stehen .. Ich habe wirklich mit euch zu tun.
Ich wünsche Ihnen eine angenehme Fortsetzung und in der Zwischenzeit werde ich die Niederlande an Ort und Stelle halten, falls Sie diesen Weg wieder gehen.
Großer Kuss,
Barbara
Liebe Barbara,
wir freuen uns so sehr über deine Nachricht, vielen Dank! Ja, wir sind sehr zufrieden mit unserem Trucker leben und wir hoffen doch sehr, dass du in deiner schönen Heimat für gute Stimmung sorgst. Wir wünschen dir alles Liebe.
Deine Pet und Dein Win
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